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die Vereinigung der beiden Gase Wasserstoff und Sauerstoff begleitet.
Weil die Flamme von Sauerstoff umgeben ist, sprechen wir vom Wasser-
stoff als dem brennenden Gase. Wie würde es aber sein, wenn Sauer-
stoff aus der Röhre ausströmte und die Flamme von Wasserstoff um-
geben wäre? Sicher würden wir sagen, der Sauerstoff brennt. In der
Tat lassen sich durch geeignete Versuchsanordnung die brennbaren Gase
zu den die Verbrennung unterhaltenden machen und umgekehrt: Wie
Leuchtgas in einer Atmosphäre von Sauerstoff brennt, so brennt auch
Sauerstoff in einer Atmosphäre von Leuchtgas,
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Versuch 70. Man sprengt den Hals einer geräumigen Retorte ab und be-
restigt in dem engeren Ende desselben mittels eines durchbohrten Korkes ein Stück
Glasrohr, das durch einen Kautschukschlauch mit einem Gashahn in Verbindung
gesetzt wird. Der Apparat wird in der in Fig. 35 angegebenen Weise aufgestellt.
Man läßt das Gas einströmen und entzündet es, wenri alle Luft ausgetrieben ist, an
dem weiteren Ende der Röhre. Es ist nunmehr der Retortenhals mit Gas gefüllt,
das an der Mündung desselben in Luft brennt. Führt man jetzt eine mit enger
Metallspitze versehene Röhre, aus welcher Sauerstoff ausströmt, durch das brennende
Gas in das Innere des Retortenhalses ein, so entzündet sich der Sauerstoff an der
Leuchtgasflamme und fährt im Leuchtgase zu brennen fort.
Entzündungstemperatur von Gasen. Der Sauerstoff verbindet
sich, wie wir wissen, mit‘ vielen anderen Stoffen erst dann, wenn diese
Stoffe auf eine bestimmte Temperatur erhitzt werden. Dieser Satz gilt
auch von Gasen;‘ läßt man einen Strom von Wasserstoff in Luft oder
Sauerstoff treten, ‚so findet keine sichtliche Wirkung statt, solange der
Wasserstoff nicht auf seine Entzündungstemperatur erhitzt ist, bei welcher
er dann Feuer fängt und zu brennen fortfährt, da durch die Verbrennung
eines Teiles des Gases das nachströmende Gas auf die Entzündungs-
‚emperatur erhitzt wird. Kühlt man das Gas auch nur wenig unter die
Entzündungstemperatur ab, so. erlischt es. Dies zeigen die folgenden
Versuche:
Versuch 71. Man entzündet die Flamme eines Bunsen schen Brenners und
senkt auf dieselbe ein Stück Messing- oder Eisendrahtnetz nieder. Es zeigt sich
iiber dem Drahtnetz keine Flamme mehr. Daß hierbei Gas unverbrannt durchgeht,
zann leicht gezeigt werden, indem man eine Flamme dem Drahtnetz genau über der
Ausströmungsöffnung des Brenners nähert. Das Gas entzündet sich und brennt nun
auch über dem Drahtnetze. Durch einfaches Durchleiten durch das dünne Drahtnetz
wird also das Gas schon. unter seine Entzündungstemperatur abgekühlt und brennt
erst wieder, wenn man es aufs neue erhitzt. Man läßt ferner aus einem Bunsen-
schen Brenner Gas ausströmen, ohne es zu entzünden, und hält ein Stück Drahtnetz
etwa 5 Zentimeter hoch über die Oeffnung des Brenners, Nähert man jetzt eine
Flamme dem Drahtnetz von‘ oben her, so entzündet sich das Gas und brennt nun
iber dem Netze, nicht aber unter demselben. Hier kann die zur Erhitzung des Gases
auf seine Entzündungstemperatur erforderliche Wärme nicht nach unten durch das
Drahtnetz gelangen. Hält man das Drahtnetz aber einige Zeit ruhig an einer Stelle,