Full text: Einleitung in das Studium der Chemie

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Das Lötrohr läßt sich sowohl bei Kerzen- oder Oelflammen, als auch bei der Wein- 
zeistlamme ‚oder der Gasflamme verwenden, Wo Gas zur Verfügung steht, wird man 
;sich ‘ natürlich auch hierbei des Zwnsen’schen Brenners bedienen, dessen Flamme 
aber für diesen Zweck leuchtend gemacht wird, da sie andernfalls zu viel Luft be- 
zäme und dadurch gekühlt würde. Es geschieht dies durch Verschließen der unteren 
Luftöffnungen oder noch bequemer durch Einsetzen eines in die Röhre des Brenners 
5assenden Metallrohres @; das unten über den kleinen Kegel gestülpt wird, aus dem 
das Gas ausströmt, oben aber in einen schiefen Schlitz endigt (Fig. 39). Man ent- 
zündet das aus diesem austretende Gas und regelt den Zufluß so, daß die leuchtende 
Flamme etwa 5 cm hoch brennt. Hält man die Spitze des Lötrohrs über den Schlitz 
und bläst gleichmäßig, nur durch die Nase atmend und mit stark aufgeblähten Ba- 
cken, aber.nicht heftig in.das Mundstück, so gelingt es leicht, eine Flamme von der 
in Fig. 40 dargestellten Form zu erhalten, ‚welche die beiden Teile, scharf. unter- 
scheiden läßt, den Oxydationsraum o in der äußeren, und den Reduktionsraum 7 in 
der inneren, schwach leuchtend gemachten Flammenspitze. 
Von der Anwendungsweise des Lötrohrs geben die folgenden Ver- 
suche eine Vorstellung: 
Versuch 72. Man wählt ein Stück Holzkohle von etwa ı2 cm Länge bei 
3 cm Breite und Dicke mit ebener Oberfläche!) aus und dreht auf die glatte Fläche 
mittels der Kante eines Geldstücks eine flache runde Vertiefung ein. In diese bringt 
man etwas einer vorher bereiteten Mischung aus gleichen Teilen Bleioxyd und trocke- 
ner Soda und erhitzt mittels der Reduktionsflamme des Lötrohres. In kurzer Zeit 
schon zeigen sich Kügelchen von metallischem Blei in der geschmolzenen Masse, die 
sich leicht zu einem größeren Tropfen vereinigen lassen. Nach dem Erkalten schabt 
man die erstarrte Schmelze aus der Grube Fig. 40. 
der Holzkohle und bringt sie in einen kleinen 
Mörser, Man zerreibt mit wenig Wasser und 
sucht nun das entstandene »Metallkorn« aus, 
das sich mit dem Pistill leicht zu einer kleinen 
Platte flachdrücken läßt, (das Korn ist also 
dehnbar, nicht sSröde). Das Bleiplättchen wird 
in einem Reagenzglase unter gelindem Er- 
wärmen in einigen Tropfen Salpetersäure ge- 
'5st und zu der Lösung wenige Tropfen ver- 
dünnter Schwefelsäure zugegeben; es fällt ein weißer Niederschlag (von Bleisulfat, 
PbSO,, eine charakteristische »Reaktion . auf Blei«), (Wo ist der Sauerstoff des 
Bleioxydes geblieben ?) 
Versuch 73. Man erhitzt ein kleines Stück metallisches Zink auf Holzkohle 
stark in der oxydierenden Lötrohrflamme. Es lagert sich Zinkoxyd als weißer, in 
der Hitze gelber Ueberzug oder »Beschlag« auf der Kohle in der Umgebung der er- 
aitzten Stelle ab, 
Das Lötrohr bietet somit ein in der Mineralanalyse häufig ange- 
wendetes Mittel zum Nachweis gewisser Elemente, namentlich von Me- 
tallen, sei es, daß ein Metallkorn. entsteht oder daß sich gefärbte Oxyde 
(Beschläge) oder charakteristische andere Verbindungen bilden. ; 
1) Solche Kohlenstücke für Lötrohrversuche sind auch käuflich zu haben,
	        
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