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Auch schon bei gewöhnlicher Temperatur verdampft das Jod sehr
merkbar.
Versuch 76. Man mischt etwa 2 g Natrium- oder Kaliumjodid und 4 g ge-
pulverten Braunstein und übergießt das Gemisch in einem ein bis zwei Liter halten-
Jen Kolben mit einigen Kubikzentimetern : konzentrierter Schwefelsäure. Beim all-
mählichen Erhitzen auf dem Sandbadı füllt sich das Gefäß mit dem schön gefärbten
Joddampfe- und im oberen, kühleren Teile des Kolbens setzen sich bald die schwarz-
grauen Jodkristalle an.
Das chemische Verhalten des Jodes ist wesentlich das von Chlor
ınd Brom, doch zeigt es im allgemeinen eine geringere Stärke der
“hemischen Verwandtschaft; so machen freies Chlor und auch Brom
aus Jodiden Jod frei.
Jod löst sich nur wenig (1: 5000) mit gelblicher Farbe in Wasser,
‘eichlich. dagegen mit tief schwarzbrauner Farbe in Weingeist und in
einer wässerigen Lösung von Kaliumjodid; in Schwefelkohlenstoff und
Chloroform ist es mit schön violetter‘ Farbe löslich.
Versuch 77. Man bereitet sich Lösungen von Jod in Wasser, sowie in Wein-
zeist, indem man je einige Körnchen fein zerriebenes Jod in Reagenzgläsern mit
stwa 20 cc der betr. Lösungsmittel unter Umschütteln behandelt, Die Lösung von
Jod in Wasser gießt man von dem noch ungelösten Jod ab und schüttelt mit einigen
cc Schwefelkohlenstoff tüchtig durch.
Eine Auflösung von Jod in Kaliumjodid wird am besten so dargestellt, daß man
zu dem festen Jod sein mehrfaches Gewicht an Kaliumjodid und dann sehr wenig
Wasser gibt; erst nach erfolgter Lösung kann stärker verdünnt werden. Wenige
Tropfen einer solchen Lösung genügen zu den Reaktionen.
Versetzt man eine Lösung von freiem Jod mit etwas verdünntem
Stärkekleister, so färbt sich die Lösung durch die Bildung einer Ver-
bindung von Jod und Stärke bl/ax, Brom und Chlor bilden diesen blauen
Körper nicht und diese Reaktion kann daher, neben der Violettfärbung
des Schwefelkohlenstoffs, mit Vorteil zur Unterscheidung des Jodes von
den übrigen Gliedern seiner Gruppe, sowie auch umgekehrt zum Nach-
weis der Stärke (in Pflanzenprodukten u. a. m.) benützt werden.
[Schneidet man z. B, eine rohe Kartoffel entzwei und betupft die Schnittfläche
mit einer Lösung von Jod in Jodkalium, die so stark verdünnt ist, daß sie nur noch
stark gelb erscheint, so färbt sich die Schnittfläche blau und auf einem Dünnschnitt
kann man bei mäßiger Vergrößerung unter dem Mikroskop leicht die gebläuten Kör-
ner der Kartoffelstärke erkennen.]
Versuch 78. Man bereitet verdünnten Stärkekleister durch Anrühren von
etwa 0.5 g Stärke mit wenig kaltem Wasser zu einem gleichmäßigen dünnen Brei
und Zufügen von etwa 100 cc kochendem Wasser, Nach dem Erkalten fügt man
etwas dieses Stärkekleisters zu einer verdünnten wässerigen Jodlösung. Die Lösung
färbt sich schön blau. Nunmehr fügt man Kleister zu einer verdünnten wässerigen
Lösung von Kaliumjodid, Es findet keine Farbenänderung statt, weil ja das Jod
noch an Kalium gebunden ist. Gibt man aber wenige Tropfen einer Lösung von