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Eigenschaften. Das Fluor ist ein schwach grünlichgelbes‘ Gas,
ähnlich dem Chlor, aber bedeutend heller, von stechendem chlorähn-
lichem Geruch. Das spez. Gew, beträgt 1.31, der Siedepunkt ist — 187°.
Das Fluor zeigt zu den meisten Elementen noch lebhaftere Verwandt-
schaft als selbst das Chlor, so daß es das letztere aus seinen Verbin-
lungen austreibt, wie dieses seinerseits das Brom und Jod.
Von den Metallen widerstehen fast nur Gold und Platin bei gewöhnlicher Tem-
geratur der Einwirkung des Fluors; Kupfer wird nur oberflächlich angegriffen. Was-
zerstoff verbindet sich mit Fluor schon im Dunkeln und selbst bei sehr niedriger
Temperatur unter Explosion zu Fluorwasserstoff, HF. (Wie verhält sich Chlor gegen
Wasserstoff?) Dagegen ist Fluor neben den Gasen der Argongruppe (S. 99) das
ajnzige Element, von dem keine Sauerstoffverbindung bekannt ist.
Fluorwasserstoff, HF, auch Zwßsäure genannt, wird durch Ein-
wirkung von starker Schwefelsäure auf Flußspat erhalten:
CaF, + H,SO, = CaSO, + 2 HF.
Fluorwasserstoff ist ein farbloses, an feuchter Luft rauchendes Gas
von stark sauren Eigenschaften. Es greift die Schleimhäute der Atem-
werkzeuge stark an und man muß sich sorgfältig vor dem Einatmen der
Dämpfe hüten. Auf Glas wirkt es lösend und muß daher in wässeriger
Lösung in Flaschen aus Guttapercha, Blei, Platin oder auch Paraffın,
welche Stoffe es unangegriffen läßt, aufbewahrt werden. Seine Wirkung
auf Glas-beruht in der Ueberführung des Siliciumdioxydes, SiO,, oder
jer Kieselsäure des Glases in Siliciumtetrafluorid, SiF,, das gasförmig
ist. Die Reaktion verläuft nach der Gleichung:
SiO, + 4HF = SiF, + 2 H,O.
Versuch 8o. In ein kleines Schälchen oder einen Tiegel aus Blei oder Pla-
tin gibt man etwa 5 g gepulverten Flußspat und mischt unter Umrühren mit einem
Holzstäbchen ‚So viel konzentrierte Schwefelsäure zu, daß ein dicker Brei entsteht.
Vorher hat man die Oberfläche einer Glasplatte oder eines Uhrglases mit einer gleich-
mäßigen dünnen Schicht von Wachs oder Paraffin überzogen und in diesen Ueberzug
Schriftzüge oder Figuren so eingeritzt, daß an den betr. Stellen das Glas bloßliegt,
Van deckt nun das Glas über das die Mischung enthaltende Gefäß, das vorher einen
Augenblick gelinde erwärmt wurde, und läßt einige Zeit stehen. Entfernt man dann
den Ueberzug vom Glase, so zeigen sich die vorher in das Wachs eingegrabenen
Zinien nunmehr in das Glas eingeätzt, weil dort aus der ebenen, blanken Glasfläche
Jurch die Flußsäure Kieselsäure herausgenommen wurde, also eine Vertiefung ent-
standen ist.
Die Flußsäure findet zum. Glasätzen Verwendung, namentlich um
Teilungen auf Thermometer, Barometer und andere Glasinstrumente auf-
zutragen.
Vergleichung der Glieder der Chlorgruppe untereinander. ‘ Be-
trachtet man zunächst die physikalischen Eigenschaften dieser Elemente,
30 fällt auf, daß alle gefärbte Gase oder Dämpfe bilden. Bei gewöhn-