Full text: Einleitung in das Studium der Chemie

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ı. Luftmörtel. Sie ‚erhärten nur in der Luft und bestehen. im 
wesentlichen aus einem Gemisch von ı Raumteil steifem Kalkbrei (Cal- 
ciumhydroxyd) mit etwa 3 Raumteilen mäßig feinem, scharfkantigem 
Sand (vorwiegend Quarz, Siliciumdioxyd, SiO,). 
Auf dem Stein erhärtet der Mörtel zunächst durch Verdunstung 
des zugesetzten Wassers (»er zieht an« oder »bindet ab«), dann folgt 
das ‚eigentliche »Erhärten«, ein chemischer Vorgang, der in der Auf- 
nahme von Kohlendioxyd aus der Luft seitens des Calciumhydroxydes 
Jesteht: 
SC + CO, = CaCO, + HOH. 
Es bilden sich hierbei, wie die Gleichung erkennen läßt, Calcium- 
karbonat und, hier durch den chemischen Vorgang, Wasser. 
Diese Umwandlung bedarf geraumer Zeit und erklärt das langandauernde Feucht- 
oleiben von frischem Mauerwerk; es wird eben immer wieder neues Wasser gebildet. 
Zugleich wird ersichtlich, daß durch das Aufstellen von Drahtkörben mit brennendem 
Koks in Neubauten infolge das hierbei reichlich entstehenden Kohlendioxydes das 
chemische Erhärten des Mörtels wesentlich gefördert werden muß, Der Sand soll 
las Schwinden des Mörtels beim Trocknen hindern und ihn poröser machen, um 
der Luft und Kohlensäure den Zutritt zu erleichtern; eine nennenswerte chemische 
Rolle spielt er dabei nicht. 
2. Wassermörtel oder Zemente erhärten im Gegensatz zum 
Luttmörtel auch unter Wasser, wobei sie Wasser chemisch binden. 
Charakteristisch ist für sie, daß der zur Verwendung kommende Kalk 
auch 70% (Aluminiumsilikat) enthält und daß durch Temperaturerhöhung 
eine eigentümliche Veränderung (Aufschließung) bewirkt werden muß. 
Von den Hauptarten der Zemente: Portlandzement, Romanzement, hydrau- 
Üäsche oder Wasserkalke, Puzzolan- und Schlackenzemente soll hier nur der 
orstere als der weitaus wichtigste besprochen werden, 
Portlandzement wird durch Brennen eines künstlich hergestellten 
innigen Gemisches von kalk- und tonhaltigen Materialien bis zur Sinte- 
rung und Zerkleinerung bis zur Mehlfeinheit dargestellt. Die chemische 
Zusammensetzung guter Zemente liegt für die Hauptbestandteile etwa 
innerhalb folgender Grenzen: 
Kalk, CaO 58—66 Proz, | Alkali, K,O, Na,O 0.2—2 Proz. 
Magnesia, MgO Spur— 3 Schwefelsäure, SO, 0.3—2.5 » 
Kieselsäure, SiO, 19—25 Unlösliches (in HCI) 0.2—2,5 >» 
Tonerde, A1LO, ; 4—10 Glühverlust (H,O und 
Zisenoxyd, Fe,O, 2—5 » | CO) 0.3—3 >» 
Der Gehalt an Magnesia darf höchstens 5 Proz., ein solcher an Schwefelsäure 
ıöchstens 2.5 Proz, betragen. 
Eine bestimmte chemische Formel läßt sich dafür nicht aufstellen; es hat sich 
°mpirisch ergeben, daß das Verhältnis zwischen den »basischen« Bestandteilen CaO 
und MgO, K,O, Na,O) einerseits und der Summe der »sauren« SiO, + ALO; + Fe,O,
	        
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