232 —
ı. Luftmörtel. Sie ‚erhärten nur in der Luft und bestehen. im
wesentlichen aus einem Gemisch von ı Raumteil steifem Kalkbrei (Cal-
ciumhydroxyd) mit etwa 3 Raumteilen mäßig feinem, scharfkantigem
Sand (vorwiegend Quarz, Siliciumdioxyd, SiO,).
Auf dem Stein erhärtet der Mörtel zunächst durch Verdunstung
des zugesetzten Wassers (»er zieht an« oder »bindet ab«), dann folgt
das ‚eigentliche »Erhärten«, ein chemischer Vorgang, der in der Auf-
nahme von Kohlendioxyd aus der Luft seitens des Calciumhydroxydes
Jesteht:
SC + CO, = CaCO, + HOH.
Es bilden sich hierbei, wie die Gleichung erkennen läßt, Calcium-
karbonat und, hier durch den chemischen Vorgang, Wasser.
Diese Umwandlung bedarf geraumer Zeit und erklärt das langandauernde Feucht-
oleiben von frischem Mauerwerk; es wird eben immer wieder neues Wasser gebildet.
Zugleich wird ersichtlich, daß durch das Aufstellen von Drahtkörben mit brennendem
Koks in Neubauten infolge das hierbei reichlich entstehenden Kohlendioxydes das
chemische Erhärten des Mörtels wesentlich gefördert werden muß, Der Sand soll
las Schwinden des Mörtels beim Trocknen hindern und ihn poröser machen, um
der Luft und Kohlensäure den Zutritt zu erleichtern; eine nennenswerte chemische
Rolle spielt er dabei nicht.
2. Wassermörtel oder Zemente erhärten im Gegensatz zum
Luttmörtel auch unter Wasser, wobei sie Wasser chemisch binden.
Charakteristisch ist für sie, daß der zur Verwendung kommende Kalk
auch 70% (Aluminiumsilikat) enthält und daß durch Temperaturerhöhung
eine eigentümliche Veränderung (Aufschließung) bewirkt werden muß.
Von den Hauptarten der Zemente: Portlandzement, Romanzement, hydrau-
Üäsche oder Wasserkalke, Puzzolan- und Schlackenzemente soll hier nur der
orstere als der weitaus wichtigste besprochen werden,
Portlandzement wird durch Brennen eines künstlich hergestellten
innigen Gemisches von kalk- und tonhaltigen Materialien bis zur Sinte-
rung und Zerkleinerung bis zur Mehlfeinheit dargestellt. Die chemische
Zusammensetzung guter Zemente liegt für die Hauptbestandteile etwa
innerhalb folgender Grenzen:
Kalk, CaO 58—66 Proz, | Alkali, K,O, Na,O 0.2—2 Proz.
Magnesia, MgO Spur— 3 Schwefelsäure, SO, 0.3—2.5 »
Kieselsäure, SiO, 19—25 Unlösliches (in HCI) 0.2—2,5 >»
Tonerde, A1LO, ; 4—10 Glühverlust (H,O und
Zisenoxyd, Fe,O, 2—5 » | CO) 0.3—3 >»
Der Gehalt an Magnesia darf höchstens 5 Proz., ein solcher an Schwefelsäure
ıöchstens 2.5 Proz, betragen.
Eine bestimmte chemische Formel läßt sich dafür nicht aufstellen; es hat sich
°mpirisch ergeben, daß das Verhältnis zwischen den »basischen« Bestandteilen CaO
und MgO, K,O, Na,O) einerseits und der Summe der »sauren« SiO, + ALO; + Fe,O,