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zhlorid ab und wäscht mit heißem Wasser gut aus. Ein Teil des erst erhaltenen
schwach blauen Filtrates wird mit Ammoniak im Ueberschuß versetzt; was beweist
die eintretende tiefblaue Färbung? Der Niederschlag wird auf dem Filter getrocknet,
lann vom Filter genommen und in einem kleinen Porzellantiegel über einer mäßigen
Flamme zum Schmelzen erhitzt. Nach dem Erkalten legt man einige Stücke reines
Zink in den Tiegel, übergießt mit mäßig verdünnter Schwefelsäure und läßt einige
Stunden stehen. Nach dieser Zeit ist das Silber reduziert, man nimmt das schwam-
nige Metall heraus und wäscht es erst mit verdünnter Schwefelsäure, dann mit Was-
ser. Einen Teil davon erhitzt man auf der Kohle vor dem Lötrohr, bis es zu einem
kleinen Metallkügelchen geschmolzen ist. Die Hauptmenge des Silbers löst man in
einem Kölbchen in verdünnter Salpetersäure und verdampft die Lösung im Porzel-
lanschälchen auf dem Wasserbad zur Trockene, Der Rückstand von Silbernitrat wird
in destilliertem Wasser gelöst und die Lösung zu den Reaktionen verwendet,
Versuch 144. Man verdünnt etwas von dieser Lösung in einem Reagenzglase
mit Wasser und fügt eine verdünnte Lösung von Natriumchlorid zu. Der käsige
weiße Niederschlag von Silberchlorid wird in der Flüssigkeit der Einwirkung der
Sonnenstrahlen ausgesetzt; er verändert hierbei bald seine Farbe und wird schließ-
lich dunkel. In entsprechender Weise erhält man unter Anwendung von Kalium-
bromid und Kaliumjodid das Silberbromid und Silberjodid ‚und kann auch diese auf
ihr Verhalten dem Sonnenlichte gegenüber prüfen.
Anwendung der Halogenverbindungen des Silbers in der Photographie,
Auf solche durch das Licht bewirkte chemische Veränderungen von Salzen, nament-
lich jener des Silbers, gründet sich die Photographie. Am besten eignet sich für
die meisten Zwecke das Silberbromid. Dieses Salz wird durch das Licht in einer
eigentümlichen Weise verändert (»erregt«), so daß, wenn es dann mit gewissen redu-
zierenden Substanzen, den sogenannten »Entwicklern«, z. B. Ferrooxalat, Hydrochi-
non, Pyrogallussäure, behandelt wird, sich an den beilichteten Stellen der Platte fein
verteiltes Silber ausscheidet. Zur Aufnahme eines Bildes wird zunächst eine Platte
aus Glas oder präpariertem Papier im Dunkeln mit einer dünnen Schicht des Silber-
salzes überzogen und sodann in der Camera der Wirkung des von dem betreffenden
Gegenstand reflektierten Lichtes ausgesetzt. Je nach der Helligkeit des von den
verschiedenen Teilen des Gegenstandes ausgehenden Lichtes findet die Erregung des
3Silbersalzes in höherem oder geringerem Grade statt; wahrscheinlich entstehen hier-
dei »Silberkeime«, d. h. höchst fein verteiltes metallisches Silber, vielleicht auch
sin »Silbersubbromid«, Ag,Br, in welchem also das ursprüngliche AgBr schon die
FIälfte seines Broms abgegeben hat, Wird dann die Platte mit dem Entwickler be-
handelt, so wird die völlige Reduktion der erregten Silberverbindung zu metallischem
Silber bewirkt und es entsteht auf der Platte das Bild des Gegenstandes, Allein die
Platte enthält nun noch unverändertes Silbersalz und dieses würde, dem Licht aus-
zesetzt, ebenfalls eine Veränderung erleiden und das Bild undeutlich machen. Zur
Entfernung desselben wäscht man die Platte mit einer Lösung von Natriumthiosulfat,
NaS,O,. Das Bild ist nunmehr »fixierte« und kann ohne eine Veränderung zu erlei-
den an das Licht gebracht werden. Es stellt jedoch ein »Negativ« dar, in welchem
die hellen Stellen des Originales durch das abgeschiedene Silber dunkel, die dunkeln
Stellen aber hell erscheinen. Legt man die Platte auf lichtempfindliches Papier und
belichtet, so entsteht das »Positiv« in der richtigen Schattierung, da nun die dunkeln
Stellen des Negativs das Kopierpapier vor Belichtung schützen und daher hell aus-