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NEUNUNDZWANZIGSTES KAPITEL.
Kohlenwasserstoffe als Grundlage organischer Verbindungen,
Schon in Kap. XII (S. 140) wurde erwähnt, daß aus dem einfachsten
Kohlenwasserstoff, dem Methan, CH, sich unter der Annahme der An-
einanderkettung von Kohlenstoffatomen kohlenstoffreichere Kohlenwas-
serstoffe ableiten lassen, die dann wieder durch Ersatz oder Substi-
tution ihrer Wasserstoffatome durch andere Atome oder Atomgruppen
die Stammsubstanzen zahlreicher Abkömmlinge werden können. Es soll
dies hier in aller Kürze an einigen, meist dem vorhergehenden Teile des
Buches entnommenen Beispielen erläutert werden.
Paraffin- Kohlenwasserstoffe. Wird im Methan, CH, oder HCH,;,
ein Wasserstoffatom durch die Methylgruppe CH,, bezw. CH, -H ersetzt,
so entsteht Aef an, C,H, (vgl. S. 142):
H-CH,-CH,-H oder CH;-CH; = C,H.
Diesen Ersatz von H durch CH, kann man sich beliebig oft wieder-
holt denken und erhält so z. B. aus dem Aethan, C,H,, das Propan,
C,H, als nächst kohlenstoffreicheren Kohlenwasserstoff:
H-.CH,.CH,.CH,.H = GH,
Alle diese Kohlenwasserstoffe haben, wie die auseinander gezogenen
»Strukturformeln« erkennen lassen, das gemeinsam, daß sie (bildlich ge-
sprochen!) Ketten darstellen, die als Glieder eine wechselnde Zahl von
Atomgruppen CH, enthalten und deren freie Enden durch je ein Was-
serstoffatom abgeschlossen werden, so daß ihre Zusammensetzung durch
die allgemeine Formel n(CH,) + z2H oder C,H. +, wiedergegeben wird.
Da in diesen Kohlenwasserstoffen alle verfügbaren Valenzen der
Kohlenstoffatome durch Wasserstoff gesättigt erscheinen, werden sie als
Grenzkohlenwasserstoffe, oder auch, ihrer bemerkenswerten chemischen
Widerstandsfähigkeit wegen, als Paraffine (patum affınis = wenig teil-
nehmend) bezeichnet. Fertig gebildet finden sie sich im Rohpetroleum,
sowie im Erdwachs, auch erhält man solche bei der trockenen Destil-
lation der Braunkohle.
Die kohlenstoffärmeren Anfangsglieder der Reihe (CH,, C,H;, C,H; und C,H,,)
sind Gase, dann kommen niedrig siedende Flüssigkeiten, deren Gemische als Petro-