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genatus«) bezeichnet werden; die Atomgruppe CH,OH der Alkohole
geht dabei in COH über (vgl. die Formeln S. 315). Wir haben uns in
Versuch 132 (S. 268, Gleichung 3) dieser Reaktion bedient, um Chrom-
säure zu Chromoxyd zu reduzieren. Die Aldehyde sind aber selbst wie-
der Reduktionsmittel, da sie große Neigung haben, unter Aufnahme von
Sauerstoff in Säuren überzugehen, wobei die Atomgruppe COH durch
Anlagerung von einem Atom’ Sauerstoff in COOH übergeht.
Formaldehyd, Methylaldehyd, CH,O, ist ein stechend riechendes’ Gas,
das in 35 prozentiger wässeriger Lösung unter dem Namen »Formol« und »Formalin«
zum Desinfizieren verwendet wird. Beim Oxydieren geht es in Ameisensäure,
CH, O,, über (s. u.).
Acetaldehyd, Aethylaldehyd, C,H,O, ist eine stechend riechende Flüs-
;igkeit vom Sdp. 21°, die bei der Oxydation Essigsäure, C,H,O,, liefert (s.. u.).
Organische Säuren. Charakteristisch für die organischen Säuren
ist die »Karboxylgruppe« COOH, wie sie sich u. a. bei der Oxy-
dation der Alkohole und Aldehyde aus CH,OH, bzw. COH bildet (vgl.
lie Formeln S. 315). Nur der in der Karboxylgruppe stehende Wasser-
stoff ist sog. »basischer«, d. h. durch Metalle unter Salzbildung ersetz-
bar. So ist die Essigsäure, C,H,O,, trotz ihrer vier Wasserstoffatome
nur einbasisch, da nur eines derselben als Bestandteil der Karboxylgruppe
zugegen ist, wie die »Strukturformel« CH,:COOH deutlich zeigt.
Ameisensäure, CH,O,, kommt, wie der Name sagt, in den Ameisen
‚or, außerdem aber auch in den Brennorganen anderer Tiere (Prozes-
sionsraupen, Bienenstacheln) und von Pflanzen (Brennesselhaare). Sie
‘st eine stechend riechende, wasserhelle Flüssigkeit vom Sdp. 100.6°.
Interessant ist die Ameisensäure auch durch ihre nahe Beziehung zur anorgani-
schen Natur; beim Erhitzen mit Schwefelsäure zerfällt sie in Wasser und Kohlenoxyd
(S. 152):
HCOOH = H,O + CO,
xährend andererseits Kohlenoxyd mit Kaliumhydroxyd ameisensaures Kalium (Kalium-
formiat) liefert:
CO + KOH = HCOOK.
Kohlenoxvd erscheint hiernach als Anhydrid der Ameisensäure,
Essigsäure, C,H,O,. Man erhält dieselbe, wie schon oben und S, 315
erwähnt, durch Oxydation von Aethylalkohol, bzw. Acetaldehyd.
Technisch wird sie in großen Mengen bei der »Schnellessigfabrikation« darge-
stellt, indem man über Hobelspäne, die mit Essigbakterien (Bacterium acet i),
sog. »Essigmutter«, imprägniert sind, unter reichlichem Luftzutritt verdünnte alko-
holische Flüssigkeiten (8—15proz. Weingeist, Wein, Bier u, a, m.) herunterträufeln
läßt. Die so erhaltenen Speiseessige enthalten nur 5—8 Proz, Essigsäure,