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Kristallwasser ist für die Form der Kristalle wesentlich; wird es durch
Erhitzen ausgetrieben, so wird der Kristall zerstört. Manche Salze
binden unter verschiedenen Bedingungen verschiedene Mengen von
Wasser, wobei die Form der Kristalle mit der Menge des Kristallwassers
wechselt.
Verwittern. Die Leichtigkeit, mit welcher das Kristallwasser ab-
gegeben wird, ist bei den verschiedenen Stoffen sehr verschieden. Meist
verlieren sie es bei der Temperatur des siedenden Wassers ganz oder
doch teilweise, manche aber auch schon beim einfachen Liegen an der
Luft. So beispielsweise das Natriumsulfat oder Glaubersalz, welches
etwa 56 Prozente Kristallwasser enthält. 047
Versuch 28. Einige klare Kristalle von kristallisiertem Natriumsulfat werden
auf ein Uhrglas gelegt und der Luft ausgesetzt. In kurzer Zeit verlieren sie ihren
Glanz und zerfallen zu einem feinen weißen Pulver. Schneller geht dieses »Ver-
wittern« unter einer Glasglocke über Calciumchlorid oder konzentrierter Schwefel-
säure (»Exsikkator«).
Stoffe, die schon an der Luft Kristallwasser verlieren, nennt man
yverwilternd. (Wir werden später. jedoch als eigentliche »Verwitterung«
einen wesentlich anderen Vorgang kennen lernen.)
Zerfliesslichkeit. Andere Stoffe nehmen beim Liegen in einer
'euchten Atmosphäre Wasserdampf aus derselben auf. So namentlich
das Calciumchlorid, das eine hervorragende Fähigkeit besitzt, Wasser an
sich zu ziehen und es festzuhalten.
Versuch 29. Man läßt einige Stückchen wasserfreies Calciumchlorid einige
Tage an der Luft oder besser unter einer Glasglocke über einer Schale mit Wasser
liegen. Ihre Oberfläche verrät bald die Aufnahme von Feuchtigkeit und schließlich
lösen sie sich in dem aufgenommenen Wasser auf.
Stoffe, welche Wasser aus der Luft aufnehmen und endlich in die-
sem sich lösen, nennt man zerfließlich oder hygroskoptsch; sie dienen in
der Chemie vielfach als Trockenmittel für Gase und Flüssigkeiten und
zönnen auch, wie z. B. das obengenannte Calciumchlorid (»Chlorcalcium«)
zum Trocknen der Luft an feuchten Orten (in Kleiderschränken u. a.)
praktische Verwendung finden.
Der Wasserabgabe, wie der Wasseraufnahme eines verwitternden bzw. hygro-
skopischen Stoffes ist übrigens eine Grenze gezogen, indem nur so lange Wasser
abgegeben oder aufgenommen wird, bis die Spannung des Wasserdampfes in dem
etr. Stoffe gleich geworden ist dem Teildruck des Wasserdampfes in der umgeben-
den Atmosphäre; von da ab findet Gleichgewicht statt. Daraus erhellt ohne weiteres,
daß die Verwitterung um so energischer sein wird, je trockener die Atmosphäre ist,
and das Zerfließen um so leichter erfolgt, je feuchter diese ist,
Die Zusammensetzung des Wassers, — Analyse und Synthese. Um
lie Zusammensetzung eines Körpers zu ermitteln, kann man sich zweier Wege be-