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Sauerstoff zu Wasser verbinden und hierbei für die Messung. verschwin-
den, kann man dies benützen, um in einem Gase den Gehalt an freiem
Sauerstoff oder an freiem Wasserstoff eudiometrisch zu ermitteln. Man
Uügt zu einem genau gemessenen Volum des betr. Gases im Eudiometer
sine genügende Menge von reinem Wasserstoff, wenn es sich um die
Bestimmung von Sauerstoff handelt, oder von Sauerstoff, wenn Wasser-
stoff bestimmt werden soll, zu, ermittelt das Gesamtvolum und läßt nun
den Funken durchschlagen. Nach erfolgter Verpuffung und Abkühlung
ermittelt man die Volumabnahme, die Kontraktion X, und weiß nun,
daß zwei Drittel des verschwundenen Gasvolums aus Wasserstoff, ein
Drittel aus Sauerstoff bestand, es ist also ?/s K = Wasserstoff,
1/3 K — Sauerstoff,
and damit ist der gesuchte Gehalt des Gases an Sauerstoff oder Wasser-
stoff gefunden.
Beispiel. Eine Luftprobe wurde im Eudiometer gemessen; die Höhe der
Luftsäule betrug (nach Anbringen der nötigen Korrektionen, s. unten) 462 mm. Es
wurde nun soviel Wasserstoff zugegeben, daß derselbe sicher hinreichte, den gesam-
cen Sauerstoff der Luftprobe (rund !/s) zu binden; das gesamte Gasvolum betrug
nun 818 mm. Nach erfolgter Verpuffung und Abkühlung waren nur noch 531 mm
Gas übrig, mithin betrug die Kontraktion 818 — 531 = 287 mm und der Sauerstoff-
gehalt 287/3 = 095.7 mm. Der Prozentgehalt der Luftprobe ergibt sich also, nach
dem Ansatz: 462 : 95,7 = 100: x, zu 20.71 Proz., statt des mittleren. normalen von
21.0 Proz, Sauerstoff,
Auch andere brennbare Gase, z. B. Kohlenwasserstoffe (s. d.), lassen
sich im Eudiometer analysieren, indem man Sie in analoger Weise wie
lien Wasserstoff mit einem Ueberschuß an Sauerstoff verpufft und nun
die Volumänderung und durch geeignete Mittel die Menge der anderen
Verbrennungsprodukte, also namentlich das entstandene Kohlendioxyd,
Jestimmt.
Diese Untersuchungen sind namentlich von Bedeutung für die ratio-
nelle Verwendung von Gasen für technische Heiz- und Kraftzwecke.
Messen des Volums von Gasen. Vergleichbar werden die Ergeb-
aisse eines Versuches nur, wenn alle Gasvolume auf gleiche Bedingungen
von Druck und Temperatur reduziert worden sind; man wählt hierzu
die sogenannten »Normalbedingungen«, d. i. den Druck einer Queck-
silbersäule von 760 mm Höhe (= dem mittleren Atmosphärendruck) und
die Temperatur von 0°. Der Einfluß dieser Korrektion ist meist ein
recht bedeutender, weshalb nachstehend etwas näher darauf eingegangen
werden soll.
Korrektion für die Temperatur (Gesetz von Gay-Lussac).
Erhöht sich die Temperatur eines Gases um ı Grad (wie immer bei
wissenschaftlichen Angaben sind darunter Grade des hundertteiligen