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verschiedenen Ausdruck zulassen; die einheitliche Bestimmung der Arom-
gewichte war nur möglich auf Grund gewisser theoretischer Anschau-
ungen, welche nunmehr allgemeinen Eingang in die Wissenschaft ge-
Funden haben und die wir später (Kap. X) kennen lernen werden.
Normen der Atomgewichte. Wie schon erwähnt, liefern uns die
quantitative Analyse und Synthese sichere Auskunft über die Zu-
sammensetzung der Stoffe hinsichtlich des Gewichtsverhältnisses ‚ihrer
Bestandteile und damit die Handhabe für die Berechnung der Verbin-
Jungsgewichte der einzelnen Elemente. Da der Wasserstoff in relativ
kleinerer Menge in Verbindungen eintritt als jedes andere bekannte
Element, so hat man schon früh sein Verbindungs- oder Atomgewicht
ıls Einheit angenommen und alle übrigen darauf bezogen. (Vgl. S. 62 u. f.)
Wir könnten die Atomgewichte auf jede andere Einheit beziehen, aber
las Wasserstoffatom erscheint als das leichteste zunächst als die natür-
iche Norm. Man hat z. B. längere Zeit das Atomgewicht des Sauer-
stoffs = 100 gesetzt und die Atomgewichte der übrigen Elemente darauf
Jezogen, die dann entsprechend größer waren als unsere jetzigen.
So wird das Atomgewicht des Chlors, das auf den Wasserstoff als Einheit be-
zogen 35.18 ist, in bezug auf Sauerstoff — 100 durch die Zahl 221.54 ausgedrückt,
das des Wasserstoffs durch 6.297.
Von letzterer Norm ist man jedoch bald wieder abgekommen, da
lie so erhaltenen Zahlen unbequem groß waren. Andererseits spricht
ür die Beziehung der Verbindungs- und Atomgewichte auf den Sauer-
stoff die Tatsache, daß weit mehr Elemente mit Sauerstoff Verbindungen
bilden, die rein erhalten und genau analysiert werden können, als mit
Wasserstoff. Es ist demnach die direkte Beziehung auf den Sauerstoff
axperimentell weit öfter möglich, ‚als auf den Wasserstoff, und wir sind
dann nicht genötigt, die auf Sauerstoff = 1 bezogenen Werte erst noch
auf Wasserstoff umzurechnen, wozu fast.nur die aus der Zusammensetzung
des Wassers abgeleitete Beziehung O:H = 15.88 :1 zu Gebote steht.
Ist diese unrichtig ermittelt, so macht sich der Fehler natürlich auch bei
den umgerechneten Werten mehr oder minder geltend. ;
So schien es nach dem Ergebnis der Analysen des Wassers lange Zeit, daß das
Atomgewicht des Sauerstoffs, bezogen auf das des Wasserstoffs = I, genau 16.00
sei, dann wieder, daß dieses Verhältnis 15.06 : I.ist, während wir heute auf Grund
der genauesten Analysen O : H = 15.88 : 1 als richtig annehmen. Entsprechend
haben die Atomgewichtswerte im Laufe der Jahre in unseren Tabellen sich geändert,
Da wir nicht mit völliger Bestimmtheit sagen können, daß dieser letzte Wert nun
genau richtig ist, so ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß wir auf‘ Grund
neuer, noch zuverlässigerer Bestimmungen nochmals zu Umrechnungen schreiten
MUuSSsSen.
Um diese Unsicherheit zu umgehen, hat man das Auskunftsmittel
vorgeschlagen, das Atomgewicht des Sauerstoffs als unveränderliche