Full text: Chemisch-technische Untersuchungsmethoden der Gross-Industrie, der Versuchsstationen und Handelslaboratorien (1. Band)

166 Chemische Fabriken. 
ccm Schwefelsäure entsprechen dem vorhandenen Aetznatron. In derselben 
Flüssigkeit kann man auch das kohlensaure Natron bestimmen. Man fügt 
in diesem Falle nach dem Eintritt der rosenrothen Färbung und nach der 
Notirung der hierfür verbrauchten Cubikcentimeter von Neuem Schwefel- 
säure hinzu, bis die zuerst stark roth, dann gelb-roth werdende Flüssig- 
keit plötzlich in ein deutliches Gold-Gelb übergeht. Es. bezeichnet dies 
den Punkt, wo alles kohlensaure Natron gesättigt ist. 
Selbstverständlich kann man auch das Aetznatron mittelst der Chlor- 
barium-Methode bestimmen. Man pipettirt 40 ccm der verdünnten Lauge 
in ein 200 cem-Kölbchen, versetzt mit heissem Wasser, dann mit concen- 
trirter Chlorbariumlösung im Ueberschuss und verdünnt bis zur Marke. 
Von der rasch sich absetzenden Flüssigkeit wird ein Theil durch ein 
trockenes Filter in ein 100 ccm-Kölbchen filtrirt und dieses Filtrat mit 
Normal-Salz- oder Salpetersäure titrirt. 
Die hier beschriebenen Methoden der gleichzeitigen Bestimmung von 
kohlensaurem und Aetznatron können bei der chemischen Controle der 
Sodafabrikation überall angewendet werden, wo beide Bestandtheile gleich- 
zeitig vorkommen, also ausserdem namentlich bei Prüfung der caleinirten 
und kaustischen Soda und des kaustischen Sodasalzes, (Näheres über 
diese Producte siehe in der Einleitung des nächsten Abschnittes.) 
) Ferrocyannatrium. 
i. Die Chamäleon-Methode. Etwa 100ccm der ursprünglichen, 
nicht verdünnten Rohlauge werden mit Salzsäure angesäuert und mit einem 
Ueberschuss von Eisenchlorid versetzt. Die Flüssigkeit scheidet bei ge- 
hörigem Umrühren das gebildete Berliner Blau in Flocken aus. Der fil- 
trirte Niederschlag wird bis zum Verschwinden der Chlorreaetion ausge- 
waschen und alsdann auf dem Filter mit Natronlauge zu KEisenoxyd und 
Ferrocyannatrium zersetzt. Man wäscht ersteres bis zum völligen Ver- 
schwinden der alkalischen Reaction aus, säuert die vereinigten Filtrate 
an und titrirt mit Zehntel-Normal-Chamäleon, bis die Flüssigkeit einen 
deutlich gelbrothen Stich zeigt. 
Diese von de Haön herrührende Methode ist, wenn man die beiden 
Niederschläge sorgfältig auswäscht, gut ansäuert und das Chamäleon 
langsam zusetzt, völlig zuverlässig und desshalb entschieden der rascher 
auszuführenden Hurter’schen Methode vorzuziehen. Nach Lunge!) wird 
bei raschem Zusatz des Chamäleons die Lösung leicht grün und die 
Resultate fallen dann nicht genau aus, 
2. Die Kupfervitriol-Methode?). 100 ccm unverdünnter Rohsoda- 
lauge werden mit einer Lösung von Chlorkalk oxydirt, so dass alles 
*) Chem. Ind. 4, 370. 
*) Chem, News 39, 25; Lunge’s Sodaindustrie II. 430
	        
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