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Chemische Fabriken,
II. Nitroglycerinhaltige Sprengstoffe.
Man unterscheidet zweierlei Arten von Dynamiten, solche mit
chemisch unwirksamem Aufsaugestoff (wie Kieselguhrdynamit) und solche
mit chemisch wirksamem Aufsaugestoff (wie Sprenggelatine und Gelatine-
dynamit). In allen Fällen wird es sich bei der Untersuchung der Dynamite
um die quantitative Bestimmung des. Nitroglycerins in erster Linie
handeln. Will man nebenbei noch die verschiedenen Aufsaugestoffe (wie
Barytsalpeter, Holzkohle, Kieselguhr, Steinkohle, Natronsalpeter, Sägemehl)
näher zu prüfen, so kann dies an der Hand der bei den schiesspulverähn-
lichen Mischungen gegebenen Andeutungen geschehen.
l. Den Nitroglyceringehalt der Dynamite!) bestimmt man im
Lunge’schen Nitrometer für Säuren (S. 80) oder für Salpeter (S. 184),
indem man den Dynamit mit wasserfreiem Aether im Soxhlet’schen Apparat
auszieht und den Auszug verdunstet. Das den Verdunstungsrückstand
enthaltende Kölbchen wird gewogen und die nöthige Menge Nitroglycerin
(höchstens 0,12 g im Nitrometer für Säuren, nicht unter 0,3 g und nicht
über 0,35 g im Nitrometer für Salpeter) in den Becher des Nitrometers
getropft und zurückgewogen. Hat man zu wenig genommen, so giebt man
noch etwas zu; hat man aber schon zu viel eingetropft, so dass das beim
Schütteln entwickelte Stickoxyd nicht Raum genug haben würde, so hilft
man sich dadurch, dass man ein kleines Röllchen Filtrirpapier abwägt,
etwas Nitroglycerin aus dem Becher des Nitrometers damit aufsaugt und
durch eine zweite Wägung des Röllchens die entnommene Menge feststellt.
Hierauf giesst man etwa 2 ccm concentrirte reine Schwefelsäure in den
Becher, saugt diese mit dem Nitroglycerin ein und spült zuerst mit 2, dann
mit 1 ccm Säure nach, worauf wie gewöhnlich geschüttelt wird. Man lässt
hierauf !/, Stunde stehen, bevor man abliest,
23. Analyse von Sprenggelatine. Dieselbe enthält bekanntlich
ausser Nitroglycerin nur Nitrocellulose. Man kann sie desshalb auch, ohne
vorheriges Ausziehen mit Aether, direct im Becher des Nitrometers mit
Schwefelsäure auflösen. Man erfährt so den Gesammtstickstoff der
Sprenggelatine. In einer anderen Gewichtsmenge zieht man das Nitro-
glycerin mit wasserfreiem Aether aus und behandelt den Verdunstungs-
rückstand ebenfalls im Nitrometer. Durch Differenz ergiebt sich hieraus
der Stickstoff der Nitrocellulose.
3. Analyse von salpeterhaltigen Dynamiten. In diesem Falle
ist natürlich die vorherige Extraction mit Aether unbedingt nothwendig,
falls 'man im Nitrometer prüft. Den sogenannten Trauzl’schen Dynamit
(Nitroglycerin, Cellulose und Salpeter) analysirt Lunge wie folgt. Etwa
) Lunge, Dingl, pol. Journ. 245, 172.