Die analytischen Operationen der chemischen
Grossindustrie.
I. Einleitung,
Von dem Wesen der technischen Analyse.
Die technische Analyse unterscheidet sich sowohl in ihren Zwecken
als auch in ihren Mitteln von der rein wissenschaftlichen Analyse.
Bei letzterer wird das zu erreichende Ziel in allen Fällen die mö g-
lichst genaue Bestimmung der einzelnen oder einzelner Bestandtheile
einer Substanz sein. Zur Erreichung dieses. Zieles darf nöthigenfalls ein
mühsamer Weg nicht gescheut werden. Der rein wissenschaftliche Ana-
lytiker darf desshalb eine rasch ausführbare analytische Methode nur dann
wählen, wenn sie absolut genaue Resultate giebt. ;
Im Gegensatze hierzu hat sich der technische Chemiker bei Aus-
führung seiner Fabrikanalysen stets zuerst die Frage vorzulegen, welcher
Grad der Genauigkeit erreicht werden soll und hat hiernach seine
analytische. Methode zu wählen. Sehr oft — wie beim Bezuge werthvoller
Rohmaterialien oder beim Versandte der fertigen Fabrikationsproducte —
verlangt es das pecuniäre Interesse gebieterisch, dass man mö glichst
genau die maassgebenden Bestandtheile der betreffenden Materialien be-
stimme. In vielen anderen Fällen — und dies gilt namentlich von der
täglichen maassanalytischen Controle des Betriebes — kommt es weniger
auf haarscharfe analytische Methoden als auf die Möglichkeit an, in äusserst
kurzer Zeit und mit einfachsten Mitteln die periodisch wiederkehrenden
analytischen Prüfungen vornehmen zu können. 100 solcher einfacher Prü-
fungen während eines Tages nützen dem Betriebe selbstverständlich un-
endlich mehr als ein halbes. Dutzend in der gleichen Zeit ausgeführter
haarscharfer Analysen desselben Productes.
Trotzdem sind diese täglichen maassanalytischen Betriebsanalysen —
die eigentliche Grundlage der analytischen Controle chemischer Fabriken —
von einer höchst respectabeln Genauigkeit, wenn auch natürlich von einer
absoluten Genauigkeit keine Rede sein kann. Die ausserordentliche
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