Full text: Chemisch-technische Untersuchungsmethoden der Gross-Industrie, der Versuchsstationen und Handelslaboratorien (1. Band)

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Theerfarben. 
20. Sulfanilsäure (Amidobenzolsulfosäure). [C;H, NSO;] 
Die Sulfanilsäure bildet das Zwischenproduct bei der Darstellung ver- 
schiedener Azofarbstoffe, so namentlich des Naphtolorange und Diphenyl- 
aminorange. , 
Sie bildet im reinen Zustande farblose, wasserhaltige Krystalle, welche 
über 100% verwittern und wasserfrei werden. In kaltem Wasser ist sie 
wenig, in heissem verhältnissmässig leicht löslich. Mit Alkalien bildet sie 
leicht lösliche, gut krystallisirende Salze, welche durch Salzsäure und 
Schwefelsäure zersetzt werden. Bei der Oxydation mit Kaliumbichromat 
und Schwefelsäure liefert sie Chinon, 
Das technisch dargestellte Product ist häufig etwas grau gefärbt. Es 
soll sich ohne erheblichen Rückstand in verdünnter Alkalilauge lösen und 
keine stark gefärbten Lösungen bilden. 
Da die Sulfanilsäure eine ziemlich starke Säure ist, so lässt sich ihr 
Gehalt alkalimetrisch bestimmen. Dabei ist die häufig vorkommende Ver- 
unreinigung mit freier Schwefelsäure zu berücksichtigen. Man kann diese 
für die Titration dadurch unschädlich machen, dass man ‚die abgewogene 
Substanz mit Chlorbariumlösung befeuchtet und auf dem Wasserbade die 
in Freiheit gesetzte Salzsäure verjagt. Man löst alsdann in einem. ge- 
messenen Volum von überschüssiger Normallauge auf, und titrirt mit !/,o 
Normalsäure zurück. 1 ccm verbrauchter Normallauge entspricht 0,173 g 
Sulfanilsäure. Zieht man die Gewichtsanalyse vor, so hätte man, nachdem 
vorher der Gehalt an Schwefelsäure mittels Chlorbarium bestimmt worden 
war, die Substanz mit Soda und Salpeter zu verpuffen, und im Uebrigen 
wie bei jeder Bestimmung des Schwefels in organischen Substanzen zu 
verfahren. Zieht man alsdann den in der Form von Schwefelsäure vor- 
handenen Schwefel von der gefundenen Zahl ab, so lässt sich aus dem 
Rest leicht die Sulfanilsäure berechnen (S= 32; C; H, NSO, = 173). 
Die Sulfanilsäure wird durch Erhitzen von Anilin mit schwach rauchen- 
der Schwefelsäure dargestellt. 
21. Benzylchlorid. [C,H, Cl] 
Das Benzylchlorid bildet im reinen Zustande eine farblose, bei 176° 
siedende Flüssigkeit, von scharfem, zu Thränen reizendem Geruch. ‘ Da 
das Chloratom des Benzylchlorids sich an dem Kohlenstoff der Methyl- 
gruppe befindet, so nähert sich dieses in seinem Charakter den Alkylchlo- 
rüren der Fettreihe, und vermag ‚sein Chlor leicht gegen andre Atom- 
gruppen auszutauschen. Auf diesem Verhalten beruht seine Anwendung 
für die Darstellung von Benzylderivaten, vor Allem der benzylirten Methyl- 
violette,
	        
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