52 Die analytischen Operationen der chemischen Grossindustrie,
Einrichtung des Laboratoriums verkennen. Sache des Vorstandes des
chem. Laboratoriums ist es aber stets, den Dirigenten der Fabrik von
der Nothwendigkeit dieser oder jener kostspieligeren Anschaffungen zu
überzeugen, Denn der Chemiker kann unmöglich verlangen, dass sein
Director nichts anderes zu thun habe, als sich unausgesetzt mit den Be-
dürfnissen des Laboratoriums zu beschäftigen.
Die Fabriklaboratorien haben für sich einen Vorzug, der unter anderen
Verhältnissen ein Fehler wäre, wir meinen die Einseitigkeit, mit welcher
ihre ganze Einrichtung nur auf die specielle Branche zugespitzt ist. Wir
treffen alle Apparate und Utensilien, deren das Laboratorium einer Soda-
fabrik, eines Farb- oder Hüttenwerkes u. s. w. bedarf, stets in tadellosester
Form und vollzählig an. Es ist den Fabriklaboratorien, weil sie nur an
ihre‘ Branche zu denken‘ brauchen, auch viel leichter gemacht, sich mit
relativ geringen Kosten einzurichten und zu unterhalten.
Die innere Einrichtung der Fabriklaboratorien, soweit sie die bekann-
ten Glas- und Porzellansachen u. s. w. betrifft, unterscheidet sich nicht von
den anderen Laboratorien. Dagegen müssen in ersteren, entsprechend der
grossen Bedeutung, welche die Maassanalyse in Fabriken hat, naturgemäss
alle hierzu nöthigen Utensilien in reichhaltigster Weise vorhanden sein.
Nimmt man beispielsweise an, dass in der Fabrik 2, im Laboratorium 4
Titrirjungen beschäftigt sind, so werden dieselben mindestens 6 X 2=12
Büretten im ständigen Gebrauch haben, Rechnet man für den Chemiker 6
Büretten, so gelangt man zu der Zahl von 18 Büretten ‚ welche natürlich
für grosse Fabriken berechnet ist, aber in solchen meist noch beträchtlich
überschritten wird. Ebenso zahlreich sind im Verhältniss die nöthigen
Pipetten von 10, 20, 25 ccm, die Messkolben von 50, 100, 200, 500, 1000,
2000 ccm u. dgl. Die nöthigen titrirten Lösungen (in erster Linie Schwefel-
säure) werden dem grossen Verbrauche im Laboratorium und in der Fa-
brik entsprechend in grossen Mengen (von ca. 50—1501 auf einmal) dar-
gestellt.
Zum Erhitzen und Glühen der täglichen Schichtproben kann man na-
türlich nicht das theure Platin verwenden. Man hat statt dessen einfache,
aber sauber gehaltene eiserne Schälchen und Schalen (wie sie ähnlich für
die kleinen Sandbäder dienen), in welchen man diese Operationen vor-
nimmt. Man erhitzt in ihnen die betr. Substanz entweder über der
gewöhnlichen Bunsen’schen Lampe oder wo es nöthig ist über dem Ge-
bläse.
Von den Sachen, welche für jedes Laboratorium eines Fabrikehemikers
— sei es nun eine Branche, welche es wolle — nöthig sind, heben wir
folgende hervor. Mindestens zwei, besser aber drei Platintiegel. Man
denke beispielsweise daran, dass an einem bestimmten Tage die gewohnten
Proben von Steinkohlen und Koks, resp. von Steinkohlen und Steinkohlen-