Full text: Chemisch-technische Untersuchungsmethoden der Gross-Industrie, der Versuchsstationen und Handelslaboratorien (1. Band)

11. Die äussere Stellung des Fabrik-Analytikers. 57 
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meist weniger aussichtsreich, Hier werden die „Hüttenmänner“, welche 
auf den technischen Hochschulen ihre fachmännische (und hierbei auch 
ihre chemisch-analytische) Ausbildung erlangen, bevorzugt sein, da sie 
auch im Betriebe vermöge ihrer Specialkenntnisse besser zu verwerthen sind. 
Naturgemäss bleibt also die eigentliche chemische Grossindustrie (und 
hierbei neben ihr in zweiter Linie die kleineren chemischen Industrieen) 
das eigentliche Feld für den jungen stellensuchenden Chemiker. Fast stets 
(in grossen chemischen Fabriken wenigstens) wird die erste Zeit seiner 
praktischen Thätigkeit der Analyse gewidmet sein. Krst wenn er sich hier 
eingewöhnt und bewährt hat, steigt er bei eintretenden Vacanzen zum 
Betriebsführer empor. Nicht selten allerdings sind in grossen Fabriken 
die Analytiker-Stellen von solcher Bedeutung, dass ‚sie zum eigentlichen 
Lebensberuf werden. 
Sehen wir uns nun die Collegen eines Fabrikanalytikers näher an! 
Es sind dies zunächst ein oder einige Betriebsführer. Grosse Leblanc’sche 
Jodafabriken besitzen beispielsweise in der Regel drei Betriebsführer, einen 
für die Schwefelsäure, den zweiten für die Salpetersäure und den dritten 
für die Soda. In ähnlicher Weise sind in Farbenfabriken die einzelnen 
Farben an eine mehr oder weniger grosse Zahl von Betriebsführern über- 
ragen. 
Jede grosse chemische Fabrik besitzt ‚ausserdem einen, zuweilen 
mehrere Ingenieure, welchem sich ein Vorstand der mechanischen Werk- 
stätte („Werkführer“) und ein Leiter der Bauarbeiten („Bauführer“) an- 
schliessen. 
Das Verhältniss des Analytikers zu allen diesen Beamten (in erster 
Linie zu den Betriebsführern) muss ein durchweg coordinirtes sein und 
hat der Analytiker im eigensten Interesse und im Interesse einer gedeih- 
lichen Entfaltung der Laboratoriums-Thätigkeit strenge darauf zu sehen, 
dass er dieses Recht der Coordination ebenso sehr den Betriebsführern 
gegenüber wahrt als er es den Werk- und Bauführern freiwillig einräumt, 
Eine chemische Fabrik darf kleinliche Rang- und Standesunterschiede nicht 
kennen! Unbeschadet der völligen Selbstständigkeit des chemischen Labo- 
ratoriums hat der Vorstand desselben natürlich die (im Tone von Wünschen, 
nicht von Befehlen gegebenen) Aufforderungen der Betriebsleiter zur Aus- 
führung dieser oder jener Untersuchung möglichst sofort zu befolgen. Denn 
in vielen Fällen wird allein der Leiter des betr. Betriebes in der Lage 
sein, die momentane Nothwendigkeit oder Zweckmässigkeit dieser oder 
jener analytischen Prüfung zu beurtheilen und handelt es sich dann, 
wenn dem Betriebe wirklich genützt werden soll, in der Regel darum, dass 
sofort die verlangte Untersuchuug ausgeführt werde. Ein Analytiker, 
welcher hiervon nicht überzeugt ist und in falsch verstandenem Selb- 
ständigkeitsgefühl die Ausführung der vom Betriebsführer gewünschten
	        
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