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Zucker.
klares Filtrat erhalten wird. Bei einiger Uebung wird man indessen schon
an der Farbe der Flüssigkeit den Zeitpunkt, wo man ein klares Filtrat
erhält, erkennen. Zu beachten ist, dass man zwar den reinen und den
mit Bleiessig versetzten Rübensaft, ohne Schaden einige Zeit stehen lassen
kann, ehe man die Saccharometergrade nimmt oder ihn mit Bleiessig ver-
setzt, resp. ehe man den mit Bleiessig versetzten filtrirt. Dagegen muss man
aber den filtrirten, mit Bleiessig versetzten Saft sofort polarisiren, anderen-
falls läuft man Gefahr, dass der Saft ein gallertartiges Ansehen erhält oder
dass sein überschüssiges Bleisalz sich in kohlensaures Blei verwandelt.
In beiden Fällen ist das Filtrat zu undurchsichtig geworden, um noch po-
larisirt werden zu können.
Nunmehr muss ein Theil des Filtrates in die Beobachtungsröhre!)
gebracht werden. Man reinigt zunächst sorgfältig die beiden runden Glas-
plättchen mit Wasser und durch Abtrocknen und Blankreiben mit einem
weichen Tuche. Sind die Glasplättchen trübe, auf der Aussenseite durch
Wasser oder Zuckerflüssigkeit verunreinigt, so wird die Röhre hierdurch
aatürlich undurchsichtig und das Polarisiren unmöglich gemacht. Nach
der Reinigung der Glasplättchen wird eines derselben an das eine Ende
der Röhre angelegt, der zugehörige Schraubenkopf aufgedreht und alsdann
das Filtrat des gereinigten Rübensaftes eingegossen. Man füllt die Röhre
völlig an, streift mit der zweiten Glasplatte den geringen Ueberschuss der
Flüssigkeit ab, schraubt den zweiten Schraubenkopf ein und vergewissert
sich durch Hin- und Herbewegen der Röhre davon, dass keine Luftblase
in derselben eingeschlossen blieb. Alsdann wischt man mit einem Hand-
buche die Beobachtungsröhre und nöthigenfalls auch die Deckgläschen
aussen ab und legt sie in den Polarisationsapparat.
Fig. 44 zeigt den in den Fabrikslaboratorien allgemein angewendeten
Ventzke-Scheibler’schen Apparat. In einiger Entfernung von A
(ca. 5 ccm) steht die Gas- oder Petroleumlampe. Bei 4 befindet sich der
Regulator, welcher aus einem Nicol’schen Prisma A und einer Quarzplatte R
besteht und zur Hervorrufung der empfindlichen Farbe (für die meisten
Augen ist dies ein helles Violett) dient. Zu diesem Zwecke hat man nur
an L so lange zu drehen, bis die gewünschte Farbe im Gesichtsfeld er-
scheint. C ist der Polarisator, d.h. das zerlegende Nicol’sche Kalkspath-
prisma; D ist die Quarzdoppelplatte, von denen die eine rechts, die andere
links dreht. Der schwarze Strich, welchen man beim Hineinsehen bei /
in der Mitte des Gesichtsfeldes sieht, ist durch die Stossfuge der beiden
Hälften der Doppelplatte gebildet. 6 und EF ist der Compensator, welcher
aus der rechtsdrehenden Quarzplatte 7 und dem keilförmig geschliffenen
') Prineip und allgemeine Einrichtung der Polarisationsapparate muss hier
als bekannt vorausgesetzt werden.