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Zucker.
heit in der Färbung der Scheibenhälften am sichersten durch Hervorrufung
des empfindlichen Farbentones entdecken. Ist Farbengleichheit nicht vor-
handen, so muss der Nullpunkt corrigirt werden. Man stellt durch lang-
sames Drehen von M Farbengleichheit her und verschiebt alsdann den
Nonius mittelst eines kleinen Schraubenschlüssels, welcher in eine vorn
am Apparate angebrachte Schraube passt, so lange, bis der Nullpunkt
zenau einsteht. Es ist selbstverständlich bei noch gut erhaltenen Polari-
sationsapparaten nicht nöthig, vor jeder Polarisation auf den Nullpunkt
einzustellen. Dagegen aber ist es durchaus erforderlich, dass dies Morgens
und Nachmittags vor Beginn der täglichen Polarisationen geschehe. Da
ein zu häufiges Schrauben am Apparate demselben nicht förderlich ist, so
empfiehlt es sich namentlich bei Apparaten, welche häufig der Nullpunkt-
Correction bedürfen, statt dessen den Drehungsbetrag zu corrigiren. Man
stellt auf Farbengleichheit ein und liest an der Scala ab. Hat beispiels-
weise diese Ablesung 0,2 rechts ergeben, so muss letztere Zahl vom ge-
fundenen Drehungsbetrag abgezogen werden. War die Abweichung vom
Nullpunkte 0,2 links, so muss dieselbe dem Drehungsbetrag hinzugezählt
werden. ;
Wir verliessen den in die Beobachtungsröhre gefüllten Rübensaft.
Die Röhre wird nun in die Rohrhülse gelegt und M so lange gedreht
bis annähernde Farbengleichheit vorhanden ist. Alsdann dreht man den
Knopf £ so lange, bis die gewählte empfindliche Farbe zum Vorschein
kommt, stellt nun auf vollkommene Farbengleichheit ein und liest den
Drehungsbetrag an der durch K beobachteten Scala ab. Es ist weder
aöthig, dass das Zimmer in welchem der Polarisations - Apparat steht,
verdunkelt werde, noch dass man den Deckel HM” der Rohrhülse vor dem
Ablesen schliesse. Es genügt, den Apparat an der dunkelsten Wandecke
des Zimmers aufzustellen. Wollte man das Zimmer verfinstern, so würden
die Augen des Analysirenden durch den grellen Contrast des Tageslichtes
weit eher ermüden.
Solchen, welche‘ mit partieller Farbenblindheit behaftet sind — und
deren Zahl ist weit grösser, als man gewöhnlich zu glauben geneigt ist —
giebt der Ventzke-Scheibler’sche Apparat keineswegs immer ganz zuver-
ijässige Resultate. Ueberhaupt kann es auch jedem Anderen, von lang
fortgesetztem Polarisationen Ermüdeten passiren, dass er für dieselbe Sub-
stanz bei zwei auf einander folgenden Beobachtungen ansehnliche Differenzen
(bis zu etwa 0,4°) bekommt. Desshalb ist lange fortgesetztes Polarisiren
unter allen Umständen zu verwerfen, man mache nicht mehr als etwa
6 Polarisationen hintereinander und erledige alsdann in einer angemessenen
Zwischenpause andere Analysen, ehe man zu neuen Polarisationen schreitet.
Diesen Uebelständen der Farbenapparate hilft der sog. Halbschatten-
apparat ab. welcher von den Mechanikern Schmidt und Haensch in Berlin