Harnanalyse.
Yan
Dr. P. Jeserich,
vereidigter Chemiker der Berliner Gerichte,
Der menschliche Harn besteht im Wesentlichen aus einer Lösung von
Harnstoff und anorganischen Stoffen, vorwiegend Chlornatrium. In ge-
cingen Mengen finden sich: Milchsäure, Glycerinphosphorsäure, Kreatinin,
Xanthin, Indican, an mineralischen Stoffen Phosphate von Kalk, Magnesia,
Natron, Eisenoxyd und Sulfate; Ammoniak in Spuren, — Im krankhaften
Zustande sind noch Kiweiss, Casein, Fibrin, Blut, Gallenfarbstoffe, Leucin,
Tyrosin, Fette, Lecithin, Traubenzucker und Andere im Harne nachge-
wiesen worden.
Der frisch gelassene Harn soll klar und durchsichtig sein, setzt jedoch
bald Schleimwölkchen und mikroskopische Krystallausscheidungen ab. Er
hat wechselnde Reaction, meist schwach sauer von sauren Phosphaten,
Die Farbe ist vom hellsten Gelb bis zum dunklen Braun, sein speci-
fisches Gewicht ca. 1,017 (von 1,005 bis 1.030). bei Krankheiten wird
derselbe merklich verändert.
Die Bestimmung der festen Stoffe des Harnes geschieht meist durch
das specifische Gewicht, will man sie gewichts-analytisch machen, so trocknet
man ein gemessenes Volum in einem Strome trockener Luft im Wasser-
bade; diese Bestimmung wird indess selten verlangt. —
Die Auffindung der einzelnen mineralischen Harnbestandtheile ge-
schieht nach dem gewöhnlichen Gange der qualitativen Analyse; die
quantitative Analyse ebenfalls nach den üblichen Methoden. die desshalb
hier nur anzudeuten sind.
Chlor wird entweder durch Silberlösung direct im Harn titrirt, oder
nach den Verbrennen des mit Salpeter eingedampften und geglühten Harnes,
Lösen des Rückstandes in Salpetersäure und Neutralisiren mit reinem
kohlensaurem Kalk in angegebener Weise durch Titriren bestimmt.
Phosphorsäure durch Titriren mit Uranlösung, oder gewichts-analy-
visch nach der Molybdänmethode.