Gerichtlich-chemische Untersuchungen,
mit bekannten Objecten zur Controle und zum Vergleich anzustellen
sind.
Man thut wohl daran, sowohl getrocknetes (auf Geweben eingetrock-
netes) als frisches Blut zum Vergleich heranzuziehen.
Ausser auf die charakteristischen Formelemente des Blutes ist sorgfältig
auf andere darin vorkommende organische Gebilde (Pflanzentheile, Feder-
theile, Haare und dergl.) zu achten, weil dieselben oft von ausschlaggebender
Bedeutung sind.
B. Haare.
Der Vergleich und die Identitätsfeststellung von Haaren ist in erimi-
aellen Fällen oft von höchster Bedeutung. .
Es können im Folgenden natürlich nur die allernöthigsten und wich-
tigsten Merkmale und Eigenschaften des Haares besonders des mensch-
lichen Haares angegeben werden, während im Uebrigen auf die grösseren
Specialwerke von Pfaff (das menschliche Haar), die Handbücher der ge-
tichtlichen Medicin etc. zu verweisen ist.
Das menschliche Haar besteht aus Haarbalg, Wurzel und Schaft. Der
Haarbalg ist die Einstülpung der Kopfhaut, welche zur Aufnahme des
Haares dient; die Wurzel ist der in dieser Einstülpung befindliche untere
keulenförmige Theil des Haares; mit dem „Haarknopf oder Haarkolben“
sitzt das Haar auf dem Haarbalg; der Schaft ist das eigentliche ausser-
halb der Haut befindliche Haar. Die einzelnen Theile des Balges und der
Wurzel finden sich eingehend in Köllicker’s Gewebelehre beschrieben und
verweisen wir darauf. Der Schaft selbst oder das eigentliche Haar besteht
aus folgenden Theilen: 1. Das Oberhäutchen (cuticula), ein Epidermis-
überzug in Form einer durchsichtigen, aus kernlosen, dachziegelförmig
übereinander - gelegten Schüppchen (die besonders bei Behandlung mit
Alkalien hervortreten) gebildeten Schicht.
2. Die Rindensubstanz. Sie ist der Haupttheil des Schaftes und
besteht aus den durch Vereinigung der platten länglichen, häufig mit
Pigmentkörnern gefüllten, gebildeten Haarfasern; sie zeigt ihrer ganzen
Länge nach deutliche Längsstreifung und ist oft dunkel punktirt oder
gefleckt. .
Viele, besonders die feinen Haare bestehen nur aus diesen beiden
Bestandtheilen, bei anderen, jedoch bei keiner Haarspecies beständig, kommt
aoch hinzu: 3. Die Mark- oder Achsensubstanz. Dieselbe zieht sich, in Ge-
stalt zweier Reihen körniger polyödrischer Zellen; von der Gegend des
Haarknopfes bis fast in die Spitze des Haares. Oft erscheint der Mark-
Strang dunkel gefärbt und man zog aus dieser angeblich vom Pigment her-
vrührenden Färbung viele Schlüsse auf das Ergrauen, die frühere Farbe
des Haares, das Alter der Personen, von denen das Haar stammte u. dgl. ;
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