Full text: Natur und Gott

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Die Teilnahme an der himmelswelt. 87 
Gegensatz zur Finsternis dieser Erde und daraus hat sich die geläufige 
Vorstellung von dem „ewigen Tage“ des Brahman gebildet, dem „Licht 
der Lichter, lauter Licht.“ Ihm allein glänzt alles nach. Zugleich ist es 
Wonne, das, was hunger und Durst, Wehe und Wahn, Alter und Tod 
überschreitetus). Die persische Keligion läßt sich geradezu als Lichtreli— 
gion charakterisieren. Aber auch Jahwe, für dessen Anfänge jedenfalls 
der ruhige Lichtglanz der Gestirne kein bezeichnender Ausdruck war, 
wird in steigendem Maße als CLichtwesen aufgefaßtus), desgleichen die 
ihn umgebenden Wesen und auch der erhöhte Christusum). Der solare 
Typ ist zum entscheidenden geworden. 
An dieser Entdeckung der Lichtwelt rankt sich die menschliche Sehn⸗ 
sucht empor. Ein Fortleben der Seele nach dem Tode ergibt sich frei— 
lich schon aus den primitiven Seelenvorstellungen und ist älter als die 
Hestalt von Hhimmelsgottheiten, aber eine Unsterblichkeit der Seele ist das 
aicht. Auch Seelen und Geister und selbst Götter können nach primitiver 
Annahme erschlagen werden. Begehrenswert ist jenes Leben auch nicht, 
denn auch wo nicht eine Metamorphose in Tier oder Pflanzen angenom⸗ 
men wird, sondern ein Versammeltwerden zu den „alten Hütten der 
HVäter, die gestorben sindus),“ erscheint dies Totenreich doch in so düstern 
Farben, daß die Seele nur ungern von ihren Gefährten scheidet und an 
der Rückkehr verhindert werden muß. 3. B. fährt in Babylon ein Dämon 
nit finsterem Antlitz und Adlerkrallen hinab in die Behausung der Fin— 
sternis, wo Lehm Speise, Schmutzwasser Trank ist. Der Kontrast dieser 
weit verbreiteten Vorstellungen zu den lichten Gedanken vom Leben der 
Hötter in Himmelsglanz ist der denkbar stärkste; er drängte auf HAus- 
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sinkt, um Tags darauf in neuem Glanze und wie verjüngt aus ihr 
aufzusteigen, wenn der Mond in regelmäßiger Abfolge stirbt und neu 
geboren wird, wenn die Jahresvegetation unter der Sonnenglut abstirbt, 
um im Frühjahr neu zu erwachen, so bieten alle diese Vorgänge Hand— 
haben, an denen sich die Hoffnung aufranken konnte, daß auch den Men⸗ 
schen Teilnahme an dem seligen Leben der Götter möglich sein müsse. 
Aber hatten denn wirklich die Götter selbst ein ewiges Leben, wie 
es der Mensch begehrte? Der ältesten Vorstellung entsprach das nicht; 
daß es überhaupt etwas wie Unzerstörbarkeit, ewigen Bestand geben 
115) Deussen J, 260 f.; II, 124ff. 129f. 360. 
116) Vgl. den „Glanz“ und das Feuer in seiner Begleitung, auch s. 1. 
Tim. 6, 16. 
11) Vgl. 3. B. Cut᷑. 2,9. Act. 9,3. Apk. 1, 14- 16. 
118) So die Uitoto; vgl. Gen. 25,8 usw.
	        
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