Full text: Natur und Gott

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Die Teilnahme an der himmelswelt. 89 
keln; dort prangen auch treffliche Bäume, deren lieblicher Lebensduft 
allzeit währttes). 
UÜber den Weg in dies selige Keich scheint sich das alte Indien keine 
Sorgen gemacht zu haben. Offenbar wirken hier primitive Gedanken 
nach, denn im allgemeinen stehen die Väter auf gleicher Stufe mit den 
Göttern; noch in den Brahmanas werden ihnen die Wunderwerke der 
Schöpfung, das Schmücken des himmels mit den Sternen, das Herauf— 
führen der Sonne u. dgl. zugeschriebente); sie rücken demgemäß in die 
für die Götter errungene Lichtwelt ohne Umstände nach; die gleiche Auf⸗ 
fassung läßt sich bei den Primitiven vielfach nachweisen. Indes erweisen 
sich doch in den Keligionen der Kulturvölker die Hemmungen als sehr 
groß. Die Distanz ist zu gewaltig geworden. So lautet die Summe der 
babylonischen CLebensweisheit: Als die Götter die Menschheit schufen, 
haben sie ihr Tod bestimmt; das Leben haben sie in ihrer Hand behal⸗ 
ten. Ein vergnügtes Leben ist des Menschen einzig Teil. Auch Halb— 
göttern wie Adapa oder Gilgamesch ist es nicht gelungen, den Abstand 
zu überbrücken und Leben zu erhalten. Immerhin hat Utnapischtim, 
der babylonische Noah, im fernen Westen ewiges Leben gefunden und 
ist (amit) den Göttern gleichgemacht. Auch henoch, Elias, Herakles und 
andere Heroen sind zu Gott entrückt; auch indische und persische Mythen 
weisen gleiche Tendenz auf. Insbesondere aber findet sich bei Hesekiel 
ein Mythus angedeutet vom Aufenthalt des (ersten?) Menschen im Got⸗ 
tesgarten Eden, der einst mitten unter feurigen Steinen wandelte, voll 
Weisheit und Schönheit, dann aber, als Verfehlung an ihm gefunden 
ward, vertrieben wurde wie Adam; beiden schwebt als verhängnisvolles 
Ziel vor, zu werden wie Gotties). In der bei Hippolyt erhaltenen Naasse⸗ 
ner Predigt heißt der Urmensch der himmlische, im Poimandres der gott⸗ 
gestaltete. Der erste Mensch war unsterblich und über das gemeine Ge⸗ 
schick erhaben, ward aber dann zum Rnechtieo). Analog äußert sich Plato 
über die der himmlischen Welt angehörigen Seelen. In diesen Sätzen 
kommt die menschliche Sehnsucht, zu werden wie Gott, zu wirkungsvollem 
Ausdruck. 
Den Weg dazu suchte man auf verschiedene Weise. Den primitiv⸗ 
sten Eindruck macht die ägyptische Lehre. Einst war Osiris (ob er ur⸗ 
i26) Cidzbarski a. a. O. 66, 92, 166, 14. 
127) Deussen J, 290f. 
i28) Hesek. 28, 2ff. 13ff.; Gen. 3; besonders vgl. Gen. 3,5 mit Hesek. 
28, 2. 17. 
120) F. Reitzenstein, Poimandres, Studien zur griech.igypt. und frühchristl. 
Citeratur (1904), 5. 15. 
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