Full text: Natur und Gott

128 Bedeutung der Natur für die KReligion. 
vidualistisch an den einzelnen, der die Erlösung findet. Auch der Bud⸗ 
dhismus stellt, obwohl die „Zuflucht zur Gemeinde“ von Anfang an eine 
gewisse Bedeutung hat, den einzelnen ganz auf sich. In den hellenisti⸗ 
schen Muysterienreligionen ist der gemeinsame Kult, dem sakramentaler 
Charakter anhaftet, ein wichtiges Stück, aber das religiöse Erlebnis der 
wiedergeburt und VDergottung trägt auch hier rein individuelle Art. Ganz 
anders verhalten sich die iranische und semitische Religion. Der Kampf 
gegen alle Unheilsmächte in der ersten, die siegreiche Herrschaft Jahwes 
bzw. Allahs ist Sache der ganzen Volksgemeinde, sofern sie zum hei— 
ligen Gottesvolk bestimmt ist. Das Christentum verbindet den indivi— 
duellen mit dem sozialen Gesichtspunkt in seiner Auffassung von der Er⸗ 
lösung; indem es der einzelnen Seele einen Wert zuspricht, dessen Der⸗ 
lust durch die Güter der ganzen Welt nicht ersetzt werden kanneoo), erkennt 
es zugleich die entscheidende Bedeutung der historischen Situation für das 
Glaͤubensleben anẽoi) und denkt den einzelnen als Glied eines umfas⸗ 
senden Organismus von ewiger Bedeutungeoe). Darum ist hier die Ge⸗ 
schichte fundamental wichtig, in den mistischen Erlösungsreligionen mehr 
der minder zufällig für den Vollzug der Erlösung. 
Vvon ausschlaggebender Bedeutung für die Formung des Erlösungs⸗ 
gedankens ist selbstwerständlich der Gottesgedanke. Im Brahmanismus 
wie in den hellenistischen Mysterien und Philosophemen fanden wir 
einen zum Pantheismus tendierenden Gottesgedanken zugrunde lie— 
gen?oz). Ist die ganze Welt, vor allem aber der Mensch eine Emanation 
des ureinen, göttlichen Wesens, so kann wohl seine Rückkehr zur Gott⸗ 
heit noch an Bedingungen geknüpft sein, aber sie muß unter dieser Vor⸗ 
aussetzung als das Normale gelten und kann nichts Unbegreifliches an 
sich haben. Der Mensch selbst muß die Fähigkeit der Erhebung zum 
Göttlichen in sich tragen und nur darum kann es sich handeln, daß er 
sie in sich ausbildet und übt. Die letzte Konsequenz dieses Standpunktes 
hat der ursprüngliche Buddhismus gezogen. nicht daß er eigentlich 
atheistisch wäre, denn er läßt die Myriaden von Göttern und Geistern, 
mit denen die Vorzeit die Welt bevölkert hatte, unangefochten gelten. 
Aber er läßt sie, die schon dem vedischen Denken als bloße Teilemana⸗ 
tionen des Ureinen galten, als unnötig beiseite, weil dem Erleuchteten 
und ihm allein die ganze erlösende Wahrheit aufgegangen ist. Ohne 
ein Letztes, wahrhaft Seiendes, zu dem man flüchten kann, ist freilich 
300) Mark. 8, 36. 301) Mark. 1, 15. Matth. 13, 17. Gal. 4, 4. 
zo2) Vgl. den Begriff des Gottesreiches sowie die Kirche als Leib des 
Christus. 
zos) Oben S. 100f.; 100f.; vgl. 101 Anm. 163: 103. 
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