172 wissenschaftl. und relig. Naturanschauung in der Geschichte.
derte geht indes dem Ende bereits eine langandauernde Christusherr⸗
schaft mit einer aufs höchste gesteigerten Blüte der Natur voranenu).
Neben der durch die Eschatologie verstärkten Betonung der Ver—
gänglichkeit dieser Welt ist hervorzuheben, daß der in ihr bestehende
gesetzmäßige Zusammenhang der Dinge durch die Einwirkung höherer
Mächte jederzeit aufgehoben oder gestört werden kann. Die Wirklichkeit
wunderbaren Geschehens hat wohl kein Mensch der Spätantike völlig be—
strittener); den Christenes) galt es auf Grund ihrer Geschichte wie gegen—
wärtiger Erfahrungen bei Krankenheilungen?) u. dergl. als völlig ge—
sichert, daß Gott, der in der Schöpfung seine Macht erwiesen hatte, und
von dem man für die Endzeit neue, unerhörte Taten erwartete, nicht
aufgehört habe, ein Gott der Wunder zu sein. Nicht nur die apokryphen
Evangelien und Apostelgeschichten und die allmählich aufkommenden Hei⸗
ligenlegenden zeigen das starke Wunderbedürfnis; für einen Athanasius,
der hierin typisch ist, steht im Mittelpunkt seiner Christologie die Ent⸗
hüllung der Herrlichkeit des fleischgewordenen Logos in seinen Wundern.
Das Bedürfnis nach Anlehnung an überirdische Gewalten wird durch den
Engelglauben bestärkt und befriedigt. Theoretisch gilt der Schutz der
Engel nur als Vehikel der göttlichen Vorsehung, praktisch tritt er viel⸗
fach an ihre Stelle. Nicht nur die Pölker, auch der Cinzelne hat seinen
Schutzengel, der ihm von Geburt an beisteht, ihn vor Feinden schützt,
seine Gebete vor Got!es Thron bringt und selbst nach dem Tode für seine
Seele sorgt. Zum Teil werden sogar jedem Menschen zwei Engel zuge⸗
wiesen, ein guter und ein böser; so erwähnt schon Hermas zwei dem
Menschen beigegebene Genienꝰs). Auf diesem Wege wird der antike
Dämonenglaube rezipiert. Die Wirksamkeit der bösen Engel und Dä⸗
monen ist eine sehr weitreichende; sie sind die Urheber der heidnischen
ot) Just. dial. 80, 81; — Pap. bei Euseb. III 39; — Tert. adv. Marc. III 24.
82) Pgl. Reitzenstein hellenist. Wundererzählungen 1906.
ↄ3) Auch die Wirklichkeit der heidnischen Wunder wird von Origenes zu⸗
gestanden (c. Cels. 8, 47), wie er auch biblische Wundererzählungen mit heidnischen
in Parallele setzt, z. B. die Jungfrauengeburt mit Platons göttlicher Geburt 1,37;
die Stimme bei der Taufe mit der der Pythia 1,70 vgl. noch 2, 16, 57; ebenso
vergleicht er den biblischen Bericht mit dem hellenischen Schöpfungsmythus 4, 36;
Coa mit Pandora 4, 38; das Paradies mit dem Garten des Jupiter im Symposion
4,39 usw. — Wunder gelten ihm als Ersatz der Dialektik für den einfachen
Mann 1, 38.
24) Das Gebet für die Besessenen mit seinem Jubellied auf Gottes Sieg über
den Starken und das Gebet für die Kranken hatten ihren festen Platz im Got—
tesdienst. (Ogl. Chrysostomus in Migne 48, 733f; 59, 4260 sowie das 8. Buch
der apost. Konst.)
98) Mand. 6.
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