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Einfluß der Volksanschauung. 173
Orakel und Wunder, des Götzendienstes, der Christenverfolgungen und
Ketzereien, wie auch der Anfechtung und Verführung des einzelnen
Christen, doch sind sie bei all ihrer Uberlegenheit für diesen nicht un—
überwindlich. Mit der Kezeption des antiken Dämonenglaubens ver—⸗
bindet sich der antike Zauberwahnee). Selbst ein Augustin erwähnt ernst⸗
haft, daß Gastwirte ein Geheimmittel in den Räse taten und dadurch
— Verhängnisvoll wirkten diese
Anschauungen auf dem Gebiete der heilkunde. Origenes läßt von den
Dämonen, die in den niedrigen Wolken verborgen sind, neben hun—⸗
gersnot und Mißwachs auch Cuftverderbnis und Pestilenz erzeugen.
Augustin meint, alle Krankheiten der Christen seien den Dämonen zu—⸗
zuschreiben, namentlich quälten sie frischgetaufte Christen, ja, sogar noch
ungeborene Kinderes). Diesen übernatürlichen Feinden gegenüber mußte
nan übernatürlichen Beistand suchen und fand solchen in der Hhand—
auflegung heiliger Männer, wie es etwa Cosmas und Damianus
warenes), oder, wo sie fehlten, in der Verehrung ihrer Keliquien, in die
man ihre Heilkraft übergegangen dachtetoo).
Ein anderes Gebiet, auf dem man das Hereinragen des UÜberna⸗
türlichen in die gemeine Wirklichkeit erlebte, waren die Weissagungen
und Vorzeichen. Wie man bereit war, selbst Tieren wie Spinnen, Kaben
usw. ein prophetisches Vermögen zuzuschreiben, so selbstverständlich, in
Ubereinstimmung mit der gesamten Antike, auch dem Gott- oder Dü⸗
mon⸗erfüllten Seherio); aber auch äußere Mittel der Wahrsagung wie
das „Däumeln“ in hl. Schriften!e) wurde von Christen gern geübt. Eine
hervorragende Bedeutung aber gewann für das Christentum die Aus⸗
einandersetzung mit der astrologischen bzw. meteorologischen Wahrsa⸗
gungskunst. Es ist bei der geringen Erkenntnis der wirklichen Kausal—
zusammenhänge verständlich, daß man den Frühaufgang eines Gestirns
wie etwa des Sirius) für die Ursache des zeitlich damit zusammen⸗
fallenden Witterungswechsels halten konnte. War aber der Einfluß der
GHestirne auf das irdische Geschehen konstruiert, so konnte man auch die
36) Origenes setzt sich mit der Stoa für die Magie als Wissenschaft ein und
verteidigt den Namenglauben (c. Cels. J 24; IV g83 ff.).
0) De eiv. Dei XVIII 17, 18; Migne 41, 574).
ↄ8) Orig. c. Cels. VII 31; August. de divin. daem.
20) RE.s 4, 305.
100) Pgl. Hhauck RE.s 16, 632 31. 1 ff.
101) Die wichtigsten SZitate aus Platon, Euripides, Philo u. a. bei Feine,
RB 21, 765 f. Nach Zeller 8. 698 steht und fällt der Götterglaube mit der Weis⸗
sagung. Celsus wie Origenes stellen sie dem Wunder voran (c. Celj. 4, 88; 6, 16).
102) v. Dobschütz RE.s 18, 538.