Renaissance und Reformation. 213
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lehr von abgeleiteten Wassern zum lebendigen Quell des göttlichen Wor—
tes in der Bibel und zum Originaltert der Bibel und die Anfänge einer
kritischen Geschichtsbecrachtung bezeichnen die Bewegung nach ihrer lite—
rarischchumanistischen Seite. Das der Empirie der Naturforschung ana—
loge Ciement haben wir im Glauben; damit ist kein passives Hinnehmen
dessen gemeint, „was die Kirche glaubt“, sondern eine persönliche Über—
zeugung, die „nur durch Zeugnisse der Schrift oder durch helle Gründe“
beeinflußt werden kann; mit Papst und Konzilien kannst du nicht „dein
Gewissen befrieden, du mußt selber beschließen, es gilt dir deinen Hals,
es gilt dir dein Leben“. Die Seele wird, wie Luther im Anschluß an
Augustin einmal ausführt, durch die Wahrheit selbst so ergriffen, daß
sie mit unfehlbarer Gewißheit genötigt weroe, zu bekennen, daß das
Wahrheit sei; wie z. B. der Verstand mit unfehlbarer Gewißheit sage,
daß 34.7210, so sei in der Kirche ein innerer Sinn, vermöge dessen
sie durch Erleuchtung des Geistes die Lehre beurteile und der für sie
undemonstrierbar und ganz gewiß seieit). Der unerbittliche Gewissens—
ernst, die freudige Gewißheit in Gott und rege Selbstbeobachtung bil—
den auf religiösem Gebiete das Aquivalent des Experiments auf dem
Hebiete der Natur. Was sich für CLuther auf diesem Wege ergibt, ist
eine grundsätzliche Umstimmung in der inneren Haltung des Christen,
die in der „Freiheit eines Christenmenschen“ zu deutlichem Ausdruck
gelangt. Luthers Christentum ist sicherlich keine Diesseitsreligion; die
hoffnung auf Vollendung dessen, was in diesem Leben beginnt, ist ihm
sehr wichtig, aber alle Fragen der Natur und Übernatur, der Metaphy—
sik wie der Physik treten ihm in den hintergrund gegenüber der seligen
Erfahrung von Gottes Liebe, in Christus erwiesen durch Vergebung der
Sünden. „Wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Selig—
keit“. Darum sind wir „schon mehr denn die Hälfte im Himmelreich,
nämlich mit der Seele und dem Geist, oder nach dem Glauben.“ Als
Befreiung unseres Innenlebens von dem ihm anhaftenden inneren Wi—
derspruch zwischen Wollen und Sein, die hervorgeht aus dem inneren
Cinswerden der Seele mit dem Gnadenwillen ihres Gottes, ist das Chri⸗
stentum allen menschlichen Maßstäben gegenüber, und seien es auch
Maßstäbe der Vernunft, autonom gemacht.
Don dieser Position aus hat Luther in seiner Anfangszeit den Kampf
gegen den Aristoteles der Scholastik aufgenommen: „Der Aristoteles paßt
zur Theologie, wie Finsternis zum Lichte. Ein Irrtum ist es, zu lehren,
daß ohne Kristoteles kein Theologe wird; im Gegenteil wird man Theo⸗
217) Cuther-Rawerau II 488. E. A. 28, 340.