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Von Kopernikus zu Newton. 219
harrungs (oder Trägheits-) gesetz dahin, daß auch ein bewegender Kör⸗
per weder seine Geschwindigkeit noch seine Richtung ändert, wenn nicht
eine Kraft auf ihn einwirkt. Wird dann (so lautet das 2te Prinzip, das
man als den Satz vom Parallelogramm der Kräfte zu bezeichnen pflegt)
der in Bewegung begriffene Körper einer Kraft unterworfen, so setzt
sich die neue Bewegung, welche aus der Wirkung jener Kraft hervor⸗
geht, mit der ersten, schon bestehenden zusammen. Ergibt der erste Satz
die gleichförmige Bewegung, so der zweite die beschleunigte und, falls
die Kraft stetig einwirkt, die gleichförmig beschleunigte Bewegung. Auch
der Grundsatz, daß im Gleichgewicht befindliche Kräfte sich umgekehrt
verhalten, wie die Verschiebungen (oder Geschwindigkeiten), die sie her⸗
vorbringen können (Prinzip der „virtuellen“ Geschwindigkeiten oder Ver⸗
schiebungen) ist schon von Galilei aufgestellt. Man hat behauptet, daß
Halilei seine neue Prinzipien aus seiner (kopernikanischen) Betrachtung
der himmelsmechanik entnommen habe, jedenfalls stimmen sie mit dieser
aufs beste zusammen und dienen ihm dazu, die Einwände der Aristote⸗
liker gegen den Kopernikanismus schlagend zurückzuweiseneso). Zugleich
aber vermochte er das kopernikanische System durch die astronomi—
schen Entdeckungen, die er als erster mit dem in holland erfundenen,
von ihm aber auf die bloße Kunde hin nachgeahmten und verbesserten
Fernrohr?si) seit 1609 machte. Er entdeckte die Unebenheit des Mondes
und zerstörte damit die alte Annahme der Rugelförmigkeit aller Him—
melskörper. Die Milchstraße löste sich in einzelne Sterne auf und ließ
so die ungeheure Weite des Fixsternhimmels ahnen, die Kopernikus ver—⸗
langt hatte. Die Jupitermonde, später auch der King des Saturn, zeigten,
was man für unmöglich angesehen hatte, daß es Gestirne gibt, die eine
doppelte Bewegung beschreiben, indem sie, den Planeten umkreisend,
zugleich seine Bahn durchlaufen. Die Entdeckung der Phasen der Venus
bewies, daß sie sich um die Sonne bewegt, sowie daß sie als an sich
dunkler Körper (wie der Mond) ihr Licht von der Sonne erhält. Ihre
und des Mars wechselnde scheinbare Größe entsprach genau den For—⸗
derungen der Theorie. Die von Galilei und Scheiner und schon vorher
von Fabricius aufgefundenen Sonnenflecken, die sich nach Form und
Größe änderten, erwiesen die Achsendrehung der Sonne. Zugleich wider—
sprachen sie der alten Vorstellung von der Unvergänglichkeit der Him—
—MB23223,
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280) Dialogo 1632, deutsch von Emil Strauß 1891.
231) Die Konstruktion des sog. astronomischen Fernrohres, das auf der Kom—
bination von zwei Konvexlinsen beruht (während beim holländischen je eine kon—
vere und konkave Linse verwendet werden) und sich bald überlegen erwies, ist
zuerst von Kepler in seiner Dioptrik (1611) angegeben.