Full text: Natur und Gott

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Von Kopernikus zu Newton. 221 
tungen ergab sich dafür der einfache Satz, daß die Verbindungslinie 
zwischen den Mittelpunkten der Sonne und des Planeten (der sog. Radius 
vector) in gleichen Zeiten gleiche Flächen durchmesse. Schließlich gelang 
es ihm, auch das Verhältnis der Lage der Planeten zu ihrer Bewegung 
zu finden; in den Harmonices mundi libri V (1619) konnte er feststellen, 
daß sich die Quadrate der Umlaufszeiten zweier Planeten wie die Würfel 
ihrer mittleren Entfernungen von der Sonne verhalten. Damit waren in 
der Tat alle gesetzmäßigen Beziehungen, auf denen die Harmonie der 
Sonnenwelt beruht, aufgewiesen und Probleme beantwortet, die vor 
ihm niemand auch nur gestellt hatte. 
Mit seinen mathematischen Anschauungen verband Kepler den Ver⸗ 
juch einer Himmelsphysik. In seinem verdienstvollen Werke „über den 
Magneten“ (16000), der erstenes) wissenschaftlichen Behandlung der 
elektrischen und der magnetischen Erscheinungen hatte der Engländer 
Gilbert aller erdmagnetischen Phänomene unter den Gesichtspunkt gestellt 
daß die Erde ein einziger großer Magnet sei und hatte den Magnetis— 
mus, den er für den Ausfluß einer Beseelung der Materie hielt, auch den 
übrigen Weltkörpern beigelegt; auch die Bewegung der Weltkörper führte 
er auf die gleiche Kraft zurück; insbesondere glaubte er in der magne— 
tischen Anordnung der Teile der Erde (deren Pole er zugleich für die 
magnetischen hielt) einen Beweis für die Drehung der Erde um ihre 
Achse gefunden zu haben. Diesen Gedanken entnahm Kepler seine Auf— 
fassung von den bewegenden Kräften des Sonnensystems. Er nahm an, 
daß die Sonne wie in einem Wirbel rotiere und so analog ihrem imma⸗ 
teriellen Lichte eine immaterielle Substanz ausstrahle, die selbst nach 
Art eines reißenden Strudels durch den ganzen Umfang der Welt rotiere 
und die Körper der Planeten mit sich ins Kreisen hineinziehe, intensiver 
oder schwächer je nach der Dichte jener Cmanation. Auch den Planeten 
legte er entsprechende motorische Kräfte, zugleich aber auch ein natür— 
liches Widerstreben bei. Diese Theorie hat, wenn man auch heute die 
Hravitation mit dem Magnetismus nicht identifiziert, mit neuesten An— 
schauungen merkwürdige Berührungspunkte. Kepler streift auch bereits 
an das Gravitationsgesetz. Ihm ist als hervorragenstem Optikeres) seiner 
zZeit bereits bekannt, daß die Lichtintensitäten sich umgekehrt wie die 
Quadrate der Entfernungen des beleuchteten Gegenstandes von der 
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288) Doch liegt der Versuch einer experimentellen Prüfung der magnetischen 
Erscheinungen schon in der Epistel über den Magneten des Petrus Peregrinus de 
Maharncuria (S. 269) vor, der auch von Gilbert mehrfach zitiert wird. Vgl. 
Baumgartner-Überweg S. 563. 
234) Eine bedeutsame Fortbildung der Optik der Griechen liegt in der Per—
	        
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