Full text: Natur und Gott

222 Wissenschaftl. u. relig. Naturanschauung i. d. Geschichte. 
Cichtquelle verhalten, und er erörtert daher die Frage, ob nicht die Wir— 
kungen jener bewegenden Kraft der Sonne sich ebenso verhalten?s). In 
ähnlicher Kichtung bewegt sich noch die Wirbeltheorie Descartes, der die 
Planeten in kreisenden ütherströmen schwimmend dachte, in deren Mitte 
sich die Sonne befinden sollte. Ausdehnung oder Raum ohne Materie er⸗ 
scheint ihm undenkbar, und erstellt daher den kosmischen Raum vor als 
erfüllt mit einer außerordentlich feinen Materie?se), welche auch die Zwi⸗— 
schenräume der gröberen sinnenfälligen Materie erfüllt und sich als 
Ganzes wie in seinen Teilchen in rotierender Bewegung befindet. Wie 
die großen Wirbel die Ursache der Planetenbewegungen sind, bedingt 
der Druck auf die Elementarteilchen den Lichtstrahl und die Verschieden⸗ 
heit der Farben. 
Eine befriedigende physikalische Lösung der Schwierigkeiten ver— 
mochte auch Newton nicht zu geben, wie denn heute noch darum gerun— 
gen wird. Unter Absehn von allen Hypothesenzs0) beschränkte er sich 
auf die mathematische Formulierung des in den kosmischen Bewegungen 
waltenden Grundgesetzes. Ahnungen eines einheitlichen Prinzips, aus 
dem Keplers Sätze mit Notwendigkeit folgen müßten, sind schon vor der 
Veröffentlichung seiner Philosophiae naturalis principia mathematica 
(16087), so namentlich von hooke 1674, ausgesprochen, aber erst ihm gelang 
die strenge folgerichtige Durchführung. Zuerst vermochte er nachzuweisen, 
daß Keplers zweites Gesetz, wonach die Leitstrahlen von dem Planeten 
zur Sonne (die im Brennpunkt steht) in gleichen Zeiten gleiche Flächen 
beschreiben, von jedem Körper gilt, der unter der Wirkung einer Zen— 
tripetalkraft steht. Für die Zentrifugalkraft kreisförmig bewegter Körper 
— 
digkeit zunimmt und in dem Verhältnis abnimmt, wie der Radius wächst. 
Beachtet man, daß bei den Planeten dieser Zentrifugalkraft die Anzie— 
hungskraft der Sonne das Gleichgewicht halten muß und kombinierte die 
Formel mit dem dritten Gesetze Keplers, so ergab sich, daß die Anzie— 
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spoctiva des Alhazen (gest. 1058 zu Kairo) vor, die neben den physikalischen Pro— 
blemen auch die physiologischen und psychologischen in bemerkenswerter Weise 
behandelt; in der Neubearbeitung von Witelos perspectiva (um 1270) ist sie auch 
Kepler bekannt. Erwähnt sei noch, daß Dietrich von Freiburg um 1300 die richtige 
Erklärung des Regenbogens fand. 
286) Opp. II 113. 
286) Vgl. die scholastische Lichttheorie oben 5. 198 4. 186. 
237) Als Grund der wechselseitigen Anziehung der Teilchen der Körper ver— 
mutet auch Newton eine alle RKoͤrper durchdringende „genstige Substanz“ Prine. 
II, 6). Nach dem scholastischen Sprachgedrauch schlietzt diese Geistigkeit eine ferne 
Materialität, nach Art etwa des Lichtäthers, keineswegs aus. 
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