226 Wissenschaftl. u. relig. Naturanschauung i. d. Geschichte.
nom P. Lansberg 1629 daraus, daß man nach 1. Kg. 7, 23. 2. Chron.
4,2 für das Verhältnis der Durchmessers zur Peripherie die unrichtige
Proportion 3: 1 erhalte; wie sich an Lactanz zeige, könne nicht einmal
die Frage nach der Gestalt der Erde von der Schrift aus gelöst werden.
Die hl. Schrift sei (nach 2. Ti. 3, 16) ausschließlich zum Unterricht in
der Gerechtigkeit bestimmt, passe sich aber in allen anderen Dingen
unsern Sinnen und Begriffen an. Ebenso zeigte der Kartesianer Chri⸗
stoph Wittich (1663—59), daß sich eine philosophische Erkenntnis der
Natur aus der hl. Schrift nicht schöpfen lasse und unterschied prinzipiell
zwei Quellen der Gewißheit, die sich nicht aufeinander reduzieren und
auch nicht eine der andern unterordnen lassen, Offenbarung und Demon⸗—
ftration: jede von beiden ist gleich groß in ihrer Art und es läßt sich
nicht die eine Gewißheit größer nennen als die andere?ts). Damit war
die gegenseitige Unabhängigkeit der religiösen und der wissenschaftlichen
Wahrheitsgew'ßheit anerkannt, ohne das Ziel einer widerspruchslosen
Einhet aller Wahrheit aufzugeben. Die Ausgleichung einer anerkannten
Wahrheit des Vernunftbereichs mit dem anscheinend widersprechenden
Schriftwort konnte entweder mit den Mitteln der Auslegung stattfinden,
indem man in der hl. Schrift selbst nach Andeutung des Kopernikanismus
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den sich der gewöhnlichen Ausdrucksweise bediene (Aktkommodationshypo⸗
these). Eine wirklich befriedigende Lösung des Problems war damit frei—
lich nicht gegeben; sie wurde erst viel später erreicht, als sich im Prote⸗
stant'smus die historische Auffassung der Bibel durchsetzte, und die Fik—
tion fallen gelassen wurde, daß die hl. Schriftsteller infolge göttlicher
Erleuchtung eine unfehlbare Einsicht auch in das Wesen der Natur und
ihrer Prozesse besessen hätten; heute ist die Ansicht allgemein, daß diese
Erleuchtung (die übrigens weder unpsychologisch noch unhistorisch auf⸗
gefaßt werden darf) sich ausschließlich auf religiöse ECinsichten und Im—
pulse bezieht, den sonstigen Vorstellungskreis aber unverändert läßt. In
der katholischen Kirche ist freilich die Meinung, daß durch die Inspiration
nicht alle einzelnen Teile der Bibel vor jedem Irrtum bewahrt seien,
noch neuerdingse“) als irrig verworfen, und es bedarf für den katholi—
schen Theologen nach wie vor peinlicher Umwege, um die Schrift mit
den Fortschriten der wissenschaftlichen Erkenntnis auszugleichen.
Was uns bisher beschäftigte, war der Ausgleich zwischen der Be⸗
weisführung der W.ssenschast und der Autorität des Schriftbuchstabens,
der hier sich auftuende Gegensatz ist besonders stark und ganz allgemein
20) vol. Gaß, Geschichte der Dogmatik I, 230.
244) 1907 im neuen Syllabus, vgl. Mirbt a. a. O. S. 505, 31. 33 ff.
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