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Die neue Naturanschauung u. d. relig. Weltanschauung. 231
vom Gesichtssinn im Stiche gelassen wird. Jedenfalls sei, soweit als man
Sjterne erblicken könne, der Raum notwendig ein begrenzter. Den Raum
an sich könne man wohl unbegrenzt denken; wo aber immer ein Stern
—
dann freilich den Gedanken, daß wir Menschen mit unserer Sonne und
unserm Planetensystem uns an einem bevorzugten Platze der Welt be⸗
finden, und daß die Erde als Wohnsitz der vernünftigen und gottes—
ebenbildlichen Kreatur, um deren willen die ganze Welt geschaffen sei,
der richtige Ausgangspunkt zum Verständnis des Wel systems bleibeesr),
Man sieht, wie hier seine religiösen Ansichten mitsprechen und ganz di—
vergent von denen Brunos sindes). Auch Newton ist durchaus dem supra⸗
naturalen Biblizismus des englischen Protestantismus seiner Zeit ergeben
und vertritt mit Entschiedenheit den christlichen Theismus. Die Schluß-⸗
abhandlung seiner Prinzipia führt aus, daß die Mannigfaltigkeit der
Dinge in Raum und Zeit nur von den Ideen und dem Willen des notwen⸗
dig existierenden Wesens ihren Ursprung nehmen könne. Nicht als Welt—⸗
seele, sondern als Herr regiert er alles; durch seine ewige und allgegenwär⸗
tige Existenz konstitulert er Dauer und Raum, substantiell allgegenwärtig,
und in ihm besteht und bewegt sich das All. Von seiner Substanz haben wir
lkeine Idee, wohl aber von seinen Attributen und von der weisheitsvollen
und zweckmäß. gen Anordnung, die er unserm Sonnensystem gegeben. Sind'
die Fixsterne die Zentren ähnlicher Systeme, so sind doch alle zusammen,
ebenso absichtsvoll gebildet, der Herrschaftsbereich des Cinen, zumal das
Licht der Fixsterne von gleicher Natur ist und alle Systeme wechselseitig
ihr Licht einander senden. Weitere Ausführung finden diese Gedanken
in den Briefen an Bentley, wo der rein mechanischen Herleitung des
Weltbaues die zweckmäßige Verteilung der Materie in eine einheitliche
Cicht- und Wärmequelle und eine Mehrzahl dunkler Körper gegenüber—
gestellt wird, ferner die zweckmäßige Verteilung der Massen, ihrer gegen—
seistigen Abstände und Schnelligkeiten, die ohne Mechanik und Geometrie
zu den regelmäßigen und konzentrischen Bahnen der Planeten nicht hätte
führen können. Zur Erzielung der täglichen Bewegung wie der im An⸗
fang nötigen transversalen Eigenbewegung der Gestirne kennt Newton
keine andere geeignete Kraft als den göttlichen Arm. Ebenso sei die An⸗
nahme einer zerstreuten Materie mit dem Gravitationsgesetz nur bei
256) Opp. II 6837-89. VI 138 ff.
2657) Ecenda VI 324f. TI50.
2868) Sein G'aubensbekenntnis von 1623, herausgegeblen von W. van Dysck,
(Abh. d. Kgl. Bayr. Aktad. d. Wiss. 1912) zeigt ihn als bewußten Cutheraner, der
freilich die Enge der Konkordienformel fueht.