Full text: Natur und Gott

238 Wissenschaftl. u. relig. Naturanschauung i. d. Geschichte. 
menhang die Sozialwissenschaft einzuordnen und ihr so Objektivität und 
Festigkelt zu verleihen, ist sein entscheidendes Anliegen. 
Der Rationalismus Descartes und neben ihm Atomistik und mate⸗ 
rialistischer Positivismus haben neben den zunächst stark fortwirkenden 
kirchlichen Konfessionen das 17. und 18. Jahrhundert erfüllt. Aber auch 
Giordano Brunos mustisch-pantheistische Philosophie wirkte fort und fand 
in Sp nozas mathematisch formulier er Mystik eine Erneuerung, in der sie, 
in Auseinandersetzung mit Descartes und hobbes, den Tendenzen des 
zeitalters angepaßt wurde. Die mustischen Gedanken, in welche die 
„Ethik“ ausmündet, bilden den Husgangspunkt des Spinozistischen 
Denkens und sind bereits vor der Auseinandersetzung mit dem Karte⸗ 
sianismus sein Eigentum, aber sie erhalten eine rationale Begründung, 
die im wesentlichen aus Descartes stammt, und das rationale Räsonne⸗ 
ment triltt nach Form und Inhalt durchaus in den Vordergrund der Dar— 
stellung. Rational ist die vielberufene „geometrische Methode“ der Ethik; 
philosoph sche und mathematische Gewißheit gelten als Synonyma und 
kein Gesichtspunkt wird anerkannt, der für den Mathematiker nicht da 
ist; vor allem nicht der Sweckgedanke, denn die Mathematik lehrt, von 
den Finalursachen abzusehn; auch der Menschen Gebahren ist zu betrach— 
ten, als wenn es sich um Linien, Ebenen und Körper handle??e). Aber 
auch den strengen Kausalbegriff kennt Mathemalik nicht; anstatt der 
Ursachen hat sie Gründe, anstatt der Wirkungen Folgen. So kennt auch 
Spino a keinen eigentlichen Kausalzusammenhang, sondern nur Bedingt— 
heit durch logische Voraussetzungen. Der Philosoph betrachtet alles unter 
dem Gesichtspunkt der Ewigkeit, d. h. ohne reale Zeitfolge, nur in 
seinem logischen Zusammenhang?““). Dicsem „geometrischen“ d. h. rein 
rationalen Gedankenzusammenhange entspricht auch der Gottesgedanke; 
den Ausgangspunkt bildet wie bei Descartes ein Wesen, dessen Begriff, 
Ursache seiner selbst, die Existenz einschließt oder dessen Natur nur als 
existierend vorgestellt werden kann, also das Rationale in höchster Po— 
tenz. Zwischen Begriff und Existenz hier trennen zu wollen, kann dem 
nicht in den Sinn kommen, dem die Wahrheit ihre eigene Norm ist und 
die des Falschen, so wie das Licht sich selost und die Finsternis kundmacht. 
Wer eine wahre Idee hat, ist somit zugleich der Wahrheit derselben ge— 
wiß. Unser Geist ist, sofern er die Dinge wahrhaft erkennt, ein Teil 
des unendlichen göttlichen Intellekts, und seine klaren und bestimmten 
Ideen müssen daher ebenso notwendig sein wie die Ideen Gottes. 
Wird in der Methode Descartes Rationalismus aufgenommen und 
276) Eth. J Append.; 1pr. 33, Schol 2; III pracf. 
277) Ipr. 44. 
ocr 
st! 
27* 
. 
—3 
yt;u 
7. 
* 
c 
I 
R. 
nche 
dtel... 
srxte 
—T 
gesec 
zuht 
In i 
uf ibt 
17).4 
dt.ae 
6 
Mie de 
ein 3 
— 27* 
Rtt. 
* 
er, de 
giche 
I 
chcht 
ic 
sochr 
zud. 
hacfe 
u7 31 
ODt 
— 
nsↄ 
ö
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.