398 Das Leben und seine Formen.
Eiweißkörper wird auf durchschnittlich 2000 angesetzt. Bei Kombination
mit Sarbstoffen, Nukleinsäure, Fettsäure, Kohlehndraten u. dgl. werden
die Molekeln noch ungleich komplizierter. Z. B. sind für einige Enzyme
Molekulargewichte bis zu 45 000 (Emulsin) und 54 000 Invertin) be⸗
rechnet, doch sind im allgemeinen die Größenverhältnisse erheblich
geringerẽ).
Neben der Kompliziertheit im chemischen Aufbau der Molekeln ist
die sehr verwickelte Zusammenfügung der Stoffe im Zellgewebe zu be—
achten. Den Radius für einfaches Eieralbumin hat man auf 2,43 317)
berechnet. Damit ist in guter AÜbereinstimmung eine Überschlagsrech—
nung von Hofmeister; für eine große Leberzelle von ca. 20 u Seitenlänge,
die neben Wasser und Kristalloiden noch nicht 20 vom Hhundert an Ei⸗
weiß und Fett enthält, kommt er auf mehr als 200 Milliarden Ciweiß⸗
und FSettmoleküle; das führt auf eine Kompliziertheit des Aufbaues,
die alle Vorstellungen übersteigt. Es gibt keine Zelle, die nur aus einem
— Eiweiß bestände, son⸗
dern stets ist ein Gemenge bzw. eine Lösung von Stoffen vorhanden.
Dem feinen Silter (Altrafilter), mit dem die heutige Kolloidchemie ar⸗
beitet, ist es sogar gelungen, allerlei Torine oder Enzyme, die als che⸗
misch einheitlich galten, in mehrere Stoffe zu zertrennen auch gegen die
Keinheit der Eiweißstoffe ist man mißtrauisch geworden. Merkwürdig
genug sind die beobachteten Gemenge oder Mischungen vielfach aus
gegensätzlich reagierenden Grundstoffens) zusammengesetzt; ganz allge—
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6) Die Sahlen sind aus dem Diffusionsquotienten für Invertin (das Rohr⸗
zucker auflöst) und Emulsin (das Glykosine hydrolysiert) berechnet. Dagegen wird
3. B. Pepsin auf 13 000, hämoglobin auf ca. 16 000, Ovalbumin 17 000 (nach
andern sogar 34 000) angegeben. Doch hat Herzog Wersammlg. Deutsch. Natur—
forscher und Arzte 1924) aus Röntgenspektrogrammen ungleich niedrigere Bestim—
mungen der Molekulargröße erhalten; man muß danach annehmen, daß die Eiweiß⸗
körper bloß in wäßrigen Lösungen sich zu großen Nomplexen assoziieren, daß sie
aber in trockenem Zustand oder in organischen Lösungsmitteln ein kleines Mole—
kulargewicht haben. Vielleicht handelt es sich auch um die oben erwähnten kleinen
Komplexe. Eine Frage für sich, auf die hier noch nicht eingegangen sei, ist die,
ob für das Ciweißmolekül der lebendigen Substanz nicht überhaupt eine andere
Komposition vermutet werden muß als für das tote Eiweiß, das allein Gegenstand
der Chemie ist.
) n bezeichnet den tausendsten Teil eines Millimeters, piu das Tausendstel p.
8) Auch der Stoff des Sellkerns ist chemisch nicht einheitlich, sondern ist
aus positiven und negativen Kolloiden gemischt. Neben der unten entwickelten, für
den Chemismus des Körpers entscheidenden elektro⸗chemischen Spannung beachte
man 3. B. das gegensätzliche Verhalten zum Wasser bei den vielfach gemengten
Eiweißarten (Albuminen, Globulinen, Febuinen) oder bei den phosphorsauren Fet—
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