Das Leben und seine Formen.
ander verbunden sind. Eine solche Verbindung durch feine Protoplasma⸗
fäden ist z. B. an Algenarten beobachtet. An der Mistel hat sich fest—
stellen lassen, daß sämtliche lebende Zellen durch zahlreiche feine Fäden
miteinander vereinigt sind, und daß dabei keine Gewebsart ein System
für sich bildet; an einzelnen ausgezeichneten Zellen fand man etwa 400,
ja 700 Plasmaverbindungen nach allen Seiten. Auch in tierischen Ge—
weben fand man solche Brücken zwischen den Zellen. Daß auf diesem
Wege funktionelle Zustände der Zellen übertragen werden können, hat
sich in einzelnen Fällen bereits nachweisen —0
außer dieser Protoplasmaverbindung und wahrscheinlich auf ihrer Grund⸗
lage eine höhere Sorm des Zusammenhanges entstanden, das Nerven⸗
imstem, durch dessen Vermittlung Erregungszustände eines Körperteils
in kürzester Frist auf entfernte Teile übertragen werdenso). Die funk⸗
tionelle Abhängigkeit der Elementarteile hat dadurch eine höhere Aus—
bildungsform angenommen. Bei niedern Tieren und bei Pflanzen ist
die Differenzierung der Teile und darum auch ihre Abhängigkeit ge⸗
ringer. Dagegen ist bei höheren Tieren der Organismus durch das
Zentralnervensystem zu einem in sich abgeschlossenen, festgefügten und
zentralisierteenn Ganzen höherer Ordnung zusammengefaßt. So wird
durch Gesetze, die im Bau des Gesamtorganismus
liegen, die Tätigkeit der einzelnen Sellen unabänder—
lich festgelegt und tritt gegenüber den Eigenschaften des Ganzen
mehr in den Hhintergrund. Man kann hier behaupten, der Organismus
bilde Zellenei), nicht umgekehrt. Indes das Ganze und die Teile gehören
zusammen; ob aber das Ganze oder der Teil das Übergewicht behauptet,
kann nur von Fall zu Fall ausgemacht werden; die Erfahrung scheint
zu zeigen, daß in dieser Beziehung sehr verwickelte Verhältnisse vor—
liegen können.
Der letzte Grund für die Phänomene der Differenzierung und der
Nervenleitung liegt in einer ursprünglichen Fähigkeit der lebenden Sub—
stanz, ihrer Reizbarkeit d. h. der den lebenden Organismen eigen⸗
tümlichen Art, auf die verschiedensten ECinwirkungen der Außenwelt in
dieser oder jener Weise zu reagieren. Das charakteristische Gepräge dieser
Reaktlon licgt in der Disproportionalität zwischen Reizursache und KReiz—
wirkung, die es unmoöglich macht, hier, wie auf mechanischem Gebiete,
aus der Ursache die Wirkung in voraus zu berechnen. Zwischen Ursache
und Wirkung findet keine qualitative äühnlichkeit statt. Schon die ein⸗
so) Auch auf die S. 409 besprochenen chemischen Korrelationen ist hier zurück-
zuweisen.
61) Vgl. oben S. 421 Anm. 58.
87
377
**
A
qàd
5*
Iyi
RL
ieß
Ket
udt
P
L
xX
94. *
—AN
aaut
d
.
i;
.!
der
ded
hor
—
—dsu.z
57
93*
U.
7