Full text: Natur und Gott

Die Steigerung der Organisationshöhe. 493 
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polypen ist das Ektoderm nach allen Richtungen hin von einem subepi— 
thelialen, zarten, spinnwebenartigen Netz von Nervenzellen durchsetzt, das 
auch aufs Entoderm übergreift. Auch bei den Wirbeltieren noch hat 
sich fast für alle Abteilungen die Entstehung des Zentralnervensystems 
aus dem Ektoderm nachweisen lassen; bei vielen Tieren liegen Nerven— 
tränge und Ganglienknoten dauernd in der Hhaut, bei andern nur wäh— 
rend ihrer Entwicklung, um später durch Abspaltung oder Einfaltung 
losgelöst und in tiefere Schichten verlagert zu werden. In dieser Umlage— 
rung spricht sich die veränderte Bedeutung des Zentralnervensystems 
für den Körper deutlich aus. 
Auch der Bau eines Zentralnervensystems läßt sich in den Anfängen 
bis zu den Wirbellosen zurückverfolgen. Bei symmetrisch gebauten 
Tieren treffen wir vielfach auf eine paarige Ordnung der runden Gang— 
lienknötchen, die durch Querstränge (sog. Kommissuren) einheitlich ver⸗ 
hunden sind; am konstantesten sind zwei Ganglien, welche auf der Rük— 
kenseite über dem Anfangsdarm liegen. Auch auf der Bauchseite liegen 
zahlreiche Ganglienpaare; diese differenzieren sich für die Leitung des 
Bewegungsapparates, die andern für die Aufnahme der peripherischen 
Sinnesorgane. Definieren wir mit J. Steiner „Gehirn“ als Verbindung 
des allgemeinen Bewegungszentrums mit den Leistungen wenigstens 
eines höheren Sinnesnerven, so besitzen zuerst die Krustentiere ein 
solches. Über das Lanzettfischchen hin, das nur ein (als Gehirn fun— 
gierendes) Rückenmark hat, führt die Entwicklung zu Fischen und Am— 
phibien, die neben der alten, bei allen Wirbeltieren gleichmäßig fun— 
gierenden Anlage (Kückenmark und seine Verlängerung bis zum Mittel— 
hirn) bereits den Keim einer neuen, des sog. Großhirns in sich bergen, 
und es zeigt sich nun die wachsende Tendenz zu successiver Differenzie— 
rung des Großhirns und zu seiner Ablösung von den älteren Anlagen. 
Bei den Säugetieren ist nach Ausweis der Fossilien die SZunahme in 
der Größe des Gehirns so ausgesprochen, daß man den Fortschritt zu 
den jüngeren Tierformen geradezu eine „fortschreitende Verhirnung“ des 
Tierleibes genannt hat. Entsprechend seiner Massenzunahme und seiner 
tetigen innern Vervolllommnung nimmt das Großhirn in relativ raschen 
s5prüngen auf Kosten der niedern hirnteile an Bedeutung zu. Maßge— 
bend für diese Entwicklung ist, wie schon für die Entstehung eines 
zentralnervensystems überhaupt, die Differenzie— 
rung der Bewegungsformen und der Sinnesorgane. 
Ausgangspunkt für die phylogenetische Entwicklung des Rückenmarks 
bildet die segmentale Gliederung der ventral (bauchwärts) gelegenen 
Pewegungszentren, die mit den dorsal (rückenwärts) gelegenen Sinnes—
	        
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