Full text: Natur und Gott

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Die Steigerung der Organisationshöhe. 495 
ganz anders eingerichtet als das Wirbeltierauge. Immerhin kann man 
eine Entwicklung zu diesem hin konstruieren, wenn man mit einzelnen 
in die Hautfläche eingestreuten und ihr angehörigen Augenflecken be— 
ginnt und mit einem von ihr abgeschnürten Bläschen endet. Zu diesem 
Empfangsapparate kommen mannigfache CLichtbrechungsvorrichtungen 
hinzu, und eine wichtige Kolle spielt der Farbstosf (Pigment), welcher 
die Sinneszellen umhüllt. Bei Manteltieren ist es nicht mehr die Haut, 
welche die „empfindenden Zellen“ liefert, sondern es lagert sich, wie 
bei den Wirbeltieren (auch beim Menschen), ein Gehirnteil (der Nervus 
opticus) in die Peripherie (die Netzhaut) ein. Immerhin gehören die 
zentralen Teile ursprünglich dem Mittelhirn (der alten Anlage) an und 
erst bei den Vögeln findet sich eine Sehrinde im Großhirns). In der 
Säugetierreihe, und zwar auch bei den niedern, die noch eine glatte 
hirnoberflächenss) besitzen, wie die Nager, entsprechen sich die Sinnes— 
sphären der Großhirnrinde, wie auch die sonstigen Verhältnisse, im 
großen und ganzen. Doch ist es interessant, zu vergleichen, wie nahe sich 
3. B. im Kaninchengehirn die durch Einstrahlung oder Ausstrahlung 
von Fasern gekennzeichneten Bezirke stehen und wie weit sie beim Men— 
schen voneinander getrennt bleibentse). 
Diese Zusammenstellung der wichtigsten Beobachtungen über das 
Zentralnervensystem scheint mir, zumal bei Berücksichtigung der fossilen 
Ermittlungen über die Entwicklung von Organen, zu zeigen, daß die 
vergleichende Anatomie der Tierstämme und ihrer Organe sehr wertvolle 
Beiträge zum Verständnis des zeitlichen Werdens und der Entwicklung 
der Organismen zu liefern vermag. Eine wichtige Ergänzung der Fest— 
stellungen über die Differenzierung der Organe liefert die Paläonto— 
logie, indem sie auch die Steigerung der Organisationshöhe 
der Lebewesen im Laufe der Erdgeschichte als Tatsache er— 
weist. Vom Tambrium an über die Silur- und Devonschicht zum 
Tarbon und Perm, dann im Mittelalter der Erde, in der „mesozoischen“ 
184) Nach Merkel und Edinger. 
188) In der mikroskopischen Feinstruktur des Gehirns findet Ramon y Cayal 
einen relativ jungen phylogenetischen Faktor, der nur bei den Säugetieren mit 
gefurchter, bzw. gewundener Rindenoberfläche (den „gyrenkephalen“) repräsen— 
tiert ist, in den Zellen mit kurzem Axenzylinder, deren Sahl beim Menschen außer— 
ordentlich groß sei. Den alten phylogenetischen Faktor, der in keinem Gehirn von 
den Batrachiern (froschartigen Tieren) bis zum Menschen fehlt, findet er durch 
die sog. Pyramidenzellen und die zentripetalen sensorischen Sasern charakterisiert 
(Studien über die Hirnrinde des Menschen III 52/55). Näheres unten bei der Frage 
der Lokalisation im Gehirn. 
186) Nach Merkel.
	        
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