Das Leben und seine Formen.
Epoche (Trias, Jura, Kreide) bis zum Tertiär und Diluvium ist eine
gewaltige Anzahl organischer Formen bekannt geworden. 5war ist das
Material lückenhaft, aber man darf diesen Mangel nicht übertreiben;
sind doch z. B. allein aus dem Silur 2600 Brachiopodenarten (Würmer
mit zweiklappiger Schale) bekannt (gegen 130—140 lebende). An fos—
silen Insekten sind ca. 1000 paläozoische, ebenso viele mesozoische und
ca. 8000 känozoische Arten bekannt geworden. Von den fossilen Rep—
tilienordnungen ist die Mehrzahl verschwunden; die Zahl fossiler
Säugetierarten der känozoischen Ara übertrifft die der rezenten um ein
volles Drittel.
Auch die Kontinuität der Tradition ist trotz vorhandener Lücken
vorhanden, nicht nur für die Meeresfauna, sondern auch für das Land—
tierleben; neben Boden, der immer wieder von den Meeresfluten be—
deckt ward, hat es auch große Landflächen gegeben, die seit dem Cam—
brium nie überflutet wurden. Allerdings treffen wir eine überausstarke
Veränderung der Fauna in einzelnen, geologisch kurzen Zeitabschnitten,
so an der Grenze der oberen Kreide und des ältern Tertiärs, wo im
Meere und auf dem Lande zahlreiche Formen absterben, ohne Nach—
kommen zu hinterlassen. Auf diese Tatsache gründete sich Cuviers Kata—
strophentheorie, aber sie scheitert, so unerklärlich die Tatsachen bleiben
mögen, an der Kontinuität, die gleichwohl durch den Fortbestand andrer
Organismengeschlechter der gleichen Periode gesichert ist. Jede Fauna
ist mit einer vorangehenden und nachfolgenden durch eine Anzahl durch—
laufender, bzw. sehr nahestehender Arten oder Gattungen verknüpft.
Auch erfolgen die Anderungen der einzelnen Elemente nicht gleichzeitig;
manche Gruppen erfahren an der Grenze zweier geologischer Epochen
starke Abänderungen, andre überschreiten jene Grenze fast ungestört.
Die Tatsache einer starken Abänderung der Lebensformen ist durch das
Material zur Coidenz erhoben; die fossilen Tierformen waren nach den—
selben Grundgesetzen gebaut wie die jetzt lebenden, aber keine dieser
Formen ist während des ganzen Zeitraums, den wir zu überschauen ver—
mögen, unverändert geblieben. Viele größere Formengruppen leben in
abgeänderten Nachkommen bis heute, noch größer aber ist die Anzahl
der Gruppen, die völlig erloschen sind.
Gehen wir von der Gegenwart aus, so treffen wir im Diluvium
und Jungtertiär zahlreiche noch rezente Arten von Wirbellosen, aus
den älteren Zeiten immer weniger; aus dem Mesozoikum ist von ihnen
noch eine ziemliche Anzahl noch lebendiger Gattungen bekannt, aus
dem Paläozoikum aber nur wenige Gattungen, sogar nur eine geringe
Anzahl von rezenten Familien. Die heutigen SsSäugetierarten gehen
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