Full text: Natur und Gott

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Das Seelenleben und die Instinkte der Tiere. 513 
die Anthropoiden eine absolut größte area striata (Sehrinde), reichlich 
1/10 der ganzen Rindenoberfläche; beim Lemur beträgt sie sogar nahezu 
15 Prozent, ist dagegen beim Menschen relativ sehr klein, etwa /0 der 
ganzen Fläche. Die Verhältnisse der area striata bei andern Rassen 
lassen vielfach eine größere ühnlichkeit mit dem Anthropoidenhirn er— 
kennen. Ungleich größer und mannigfaltiger als bei allen Affen ist die 
Keichhaltigkeit der topographischen Differenzierung der Gehirnrinde 
beim Menschen; Brodmann hat zellenarchitektorisch rund 80 differente 
areae (Sphären) unterscheiden können und C. und O. Vogt haben unter 
— 
zahl auf rund 200 erhöht; allein im Stirnhirn des Menschen werden 
mehr als 50 differente myeloarchitektonische Felder unterschieden. Da— 
gegen hat bei niedern Affen Th. Mauß 32 areae abgrenzen können“), 
heim Orang und Gibbon trennt er myeloarchitektonisch etwa 40 Einzel⸗ 
felder ab. Auch weist die innere Querschnittstruktur der Großhirnrinde 
heim Menschen im Ganzen eine viel feinere Organisation sowohl nach 
der Ausbildung und der Vielgestaltigkeit der Clemente wie nach der 
Komplexität ihrer Verbindungen auf: auch hierin scheint der Mensch 
dem Menschenaffen ferner zu stehen als dieser einem niederen Affen. 
Wenn, wie man geneigt ist anzunehmen, dem Stirnhirn eine besondere 
Bedeutung für die geistige Begabung des Menschen zuzusprechen sein 
sollte, so müßte es als besonders bedeutsam erscheinen, daß es gelungen 
ist, diese area genau zu umgrenzen. Die Oberfläche dieses Gebietes, 
das sich durch bestimmte Schichtung, Zellformen usw. auszeichnet, aber 
nicht durch Furchen abgegrenzt ist, beträgt von der Gesamthirnrinde des 
Menschen 29 Prozent, beim Schimpansen 16,9 Prozent, bei Gibbon und 
Makak 11,3 Prozent, bei 2Pavianen 10,1 und 9,6 Prozent, bei Kapu—⸗ 
zineraffen 9,2 Prozent, Maki (Cemur) 8,3 Prozent, beim hunde 6,9 
Prozent, bei der Katze 3,4 Prozent, Kaninchen 2,2 Prozent. „Die Zahlen 
sind fast zu schönss).“ 
3. Das Seelenleben und die Instinkte der Tiere. 
Auf das Verhältnis des Gehirns zu den psychischen Funktionen 
wird noch näher eingegangen werden müssen. Vorher aber empfiehlt 
es sich, die Frage nach dem Verhältnis des tierischen Seelenlebens zum 
menschlichen einer Prüfung zu unterziehen, weil damit erst unsere Un— 
tersuchungen über die Beziehungen von Mensch und Tier zum Abschluß 
21) Über diese siehe unten; vgl. auch 5. 491. 
18) Auch diese Zahlen finden bei Vogt eine beträchtliche Erhöhung. 
13) Nach Handbuch der Naturwissenschaften IV 687/88. 
Titius, Natur und Gott. 33
	        
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