Full text: Natur und Gott

Das Seelenleben und die Instinkte der Tiere. 517 
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organischen Leben überhaupt zuschreiben, implicits gegeben. Spuren 
von Gedächtnistätigkeit werden (nach Ziegler)) schon bei Echinodermen 
und Würmern gefunden, deutlich nachweisbar ist sie bei Cephalopoden, 
Spinnen, Ameisen, Bienen usw. 3. B. ist bezüglich der Bienens) neben 
Keflexen und Instinkten auch ein erworbenes Gedächtnis festgestellt, das 
sich auf Ort und Weg, Geruchs- und Farbenmerkmalese) bezieht; man 
beobachtet steigende Cingewöhnung auf bestimmte Flugbahnen, Kent— 
nis der Umgebung, bemerkt auch Irrungen der verschiedensten Art. 
vehr viel unsicherer ist die Feststellung von Gefühlen, auch der einfachen 
Cust- und Schmerzgefühle?e). Vielfach wird ein Schmerzgefühl auch bei 
Wirbellosen angenommen, aber jedenfalls muß es wenig entwickelt sein, 
denn eine Ameise kämpft weiter nach Verlust des Hinterleibes, eine 
hummel ohne hinterleib leckt noch munter Honig, eine Libelle frißt den 
eigenen Hinterleib an, wenn man dessen Spitze ihren Kiefern nähert; 
einer Hhornisse kann man den hinterleib sogar abschneiden, ohne daß sie 
im Lecken des Honigs sich stören läßts“). Ersichtlich ist hier die Zentrali— 
ation des Nervensystems noch sehr unvollkommen, und damit entfällt 
auch die Grundvoraussetzung eines den ganzen Leib und seine Zustände 
umfassenden „Bewußtseins“. Auch über die Grenze, die dem „Bewußt⸗ 
'ein“ zu ziehen ist, ist sich die Forschung nicht einig: Edinger sieht sie 
bei Batrachiern und einzelnen Fischarten, Loeb leugnet Bewußtsein beim 
Frosche; Ch. Kichet nimmt es für alle Wirbeltiere an. Lukas läßt allein 
die Protozoen und Schwämme bewußtlos seinss). Dabei macht sich an— 
scheinend die Unbestimmtheit und Vieldeutigkeit, die heute dem Sprach— 
gebrauch von „Bewußtsein“ anhaftet, stark geltend, aber auch die Kri— 
08) heinr. Ernst Siegler, Der Begriff des Instinktes einst und jetzt, 2. Aufl. 
10. G. Aufl. 20). 
s4) h. v. Buttel-Reeper, Sind die Bienen Reflexmaschinen? 00. — Archiv 
für Rassenbiologie 09. 
56) K. v. Frisch, Der Farbensinn u. Formensinn der Bienen 14. über den 
Beruchsinn der Biene 00. — Über die Ameisen vgl. namentlich E. Wasmann, 
Vgld. Stud. üb. d. Seelenleben d. Ameisen u. d. höh. Tiere 17. 
s6) Ziegler hält es für unwahrscheinlich, daß sie ohne Großhirn vorhanden 
sein können und vermutet, daß sie sich erst mit dem Gedächtnis und der steigenden 
Intelligenz entwickelt haben, weil sie erst dann biologisch wertvoll sind. Bei den 
Wirbellosen, auch den Insekten, erscheint ihm das Vorhandensein von Gefühlen 
durchaus zweifelhaft. Indes hat er selbst beobachtet, daß Sphinx Atropos (ein 
Schmetterling) „schreit“, wenn die Nadel erhitzt wird. 
57) Wasmann, Erich, Instinkt und Intelligenz. Ein kritischer Beitrag zur 
modernen Tierpsychologie, 3. Aufl. Os, 5. 125. 
s88) Diese Zusammenstellung nach Handbuch der Naturwissenschaften IX 1192.
	        
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