40 Bedeutung der Natur für die Religion.
in heiterem Spiel, ohne alles Quälende und Beengende unserer Ver—
hältnisse eines menschlich bedeutsamen Gehaltes inne. Die Innigkeit fro⸗
hen persönlichen und doch unselbstischen Miterlebens ist es, was der ästhe—
tischen Kontemplation ihr eigenstes Gepräge gibt. Der Stärke und Kein—
heit des inneren Dranges entspricht und entspringt die Stärke der schein⸗
baren Wirklichkeit, die sich uns aufdrängt, der ästhetischen Illusion. Nicht
auf dem sinnlichen Eindruck als solchem beruht diese, sondern aus der
Gesamtheit der sinnlichen Momente sind einzelne ausgewählt, andere
völlig zurückgedrängt, die gewählten aber sind im Bewußtsein fixiert, ge⸗—
hoben und verstärkt. Geleitet ist ersichtlich dies eigentümliche Abstrak—
tions⸗ und Fixierungsverfahren durch die Stimmungslage des schauenden
Subjekts. Die Wahrnehmung des sinnlichen Objekts löst gewisse Gefühle
aus, die aus der Resonanz, die sie in die Stimmung finden, sich verstärken
und nun den Reproduktions⸗ bzw. Verschmelzungsprozeß der Phantasie—
tätigkeit einleiten; mit dieser verbinden sich neue Gefühle, die nun nicht
mehr Wirklichkeits⸗, sondern Phantasiegefühle sind und demgemäß in der
Kichtung weiterer Entfernung von der wirklichen Lage wirken. Wir
können daher den ganzen Prozeß mit Maier als eine „affektive Autosug—
gestion“ bezeichnen, die uns in eine erträumte, eine eingebildete Wirklich—
keit einführt; diese Wirklichkeit ist nichts anderes als eine Projektion nach
außen, eine Objektivierung unseres Gemütsinhalts. Noch stärker als
in der ästhetischen Vorstellungstätigkeit tritt jener wirklichkeitsfremde
Zug in den Wunschvocstellungen hervor, die auf jede Anknüpfung an die
wirklichkeit verzichten können. Während der ästhetische Vorstellungs—
komplex stets raum- und zeitgebunden bleibt (wenn es auch nicht der
wirkliche Kaum, die wirkliche Zeit zu sein braucht), hält sich der Wunsch
als reiner Ausdruck innerer Begehrungstendenzen die ungehemmte Ver—
fügung nicht nur über alle Käume, sondern auch über alle Zeiten, auch
die Vergangenheit, offen. Es handelt sich hier um Phantasiewirklichkeit
im verwegensten Sinne des Wortes, während die Willensobjekte stets in
den Wirklichkeitskomplex einfügbar gedacht werden.
Zu der Gruppe der emotionalen oder Gemütsurteile gehören, wie
bemerkt, auch die religiösen, aber sie nehmen in ihr eine sehr eigenartige
Stellung ein. Man kann sie in gewisser Weise den Willens-, ja selbst
den Wunschurteilen zuordnen. Überall ist die Keligion Gottesdienst, ent⸗
hält sie Gebote, die wie jedes Gebot Willenshandlungen anregen und
auslösen wollen. Das innere Verhältnis der Gebote zu den Lebens—
trieben des Menschen wird in verschiedenen Keligionen verschieden be—
stimmt; immer aber wird gedacht, daß die Befolgung der religiösen Ge⸗
bote sich für den Menschen heilsam erweisen werde; ohne diese Voraus—
244
v„.
—24
14
d
is
Ie.
37
4
Il
3—
*
e It
xy
Ppar
Fa
ssr
9.
—3—
311
c
13
c
te
eisa
i
4
V
»N.
JP
7
Nb!
75
IiIlt
5