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Voraussetzungen der höheren geistigen Funktionen. 555
Annahme. Denn während die Projektionsfelder sich innerhalb der Säuge—
tierreihe im großen und ganzen entsprechen, wechseln die Assoziations—
felder in ihrer Ausbildung sehr beträchtlich uno sind beim Menschen
weitaus am stärksten entwickeltunr). Dazu kommt die Tatsache, daß die
Markbekleidung dieser Gebiete sich erst sehr allmählich vollzieht, nachdem
sie in den Projektionsgebieten bereits vollendet ist; diese Felder werden
also erst spät funktionsfähig. Auch darauf darf man hinweisen, daß sich
in der Entwicklung, wie wir gesehn haben, die Tendenz zeigt, das Prin—
zip der Segmentierung, das bloße Nebeneinander der einzelnen Sinnes⸗
und Bewegungsorgane, zu überwinden und eine immer stärkere Unter⸗
ordnung der einzelnen Teile unter das Ganze (bzw. das dies Ganze
repräsentierende Zentralorgan) sowie in diesem selbst eine immer all—⸗
eitigere Verbindung aller Teile herbeizuführen. So ist schon rein anato—
nisch die ursprüngliche 5weiteilung der Hemisphären durch eine immer
tärkere Brückenschlagung und durch zahllose Kreuzungen der Nerven⸗
fasern überwunden; so überwiegt in jedem Projektionsfeld, ja in jeder
einzelnen Schicht eines solchen die Zahl der kurzen oder langen Ver—
bindungsfasern bei weitem die Zahl der Elemente, die für die Kezeption
des Reizes oder die Auslösung der Bewegung bestimmt sind. Allem
nach dürfen wir erwarten, daß Felder, die für den Außendienst weniger
oder gar nicht beansprucht werden, um so mehr im Dienste der Verbin—
dung und der Vereinheitlichung stehen werden. Man darf vielleicht in
diesen Zusammenhang auch die eigentümliche Tatsache stellen, daß die
beiden Hemisphären beim Menschen nicht als völlig gleichwertig er—
cheinen, sondern in wichtigen Beziehungen die linke Hemisphäre oder,
agen wir lieber allgemeiner, die Sphäre, von der die führende Hand
ressortiert, die Leitung übernommen hat. Nicht nur das motorische
Sprachzentrum weist darauf hin, sondern ganz allgemein hat die anato—
misch⸗pathologische Untersuchung zu dem Schlusse geführt, daß die meisten
handlungen der rechten Hemisphäre von der linken aus geleitet werden
und an ihr Intaktsein sehr wesentlich gebunden sind. Die rechte Hemi—
sphäre ist für die Handlungen, die von der linken ausgehen, nicht ebenso
wichtig, vielleicht überhaupt nicht nötig. Es ist ersichtlich die anregende
und stärkende Kraft der Übung, die sich in diesem eigentümlichen Sach⸗
verhalt zeigt. Zugleich aber wirkt sich hier die Einheitlichkeit des Orga⸗
nismus in schärfster Weise aus.
Schon Flechsig hat drei hauptregionen von Assoziationsfeldern
unterschieden, ein vorderes SZentrum, das den vordern Teil des Stirn—
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117) Siehe oben Ss. 512f