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Physiologische Bedingungen des menschlichen Selbstbewußtseins. 569
Phantasie die Möglichkeit setzt, daß ein Ereignis auch anders hätte ver—
laufen können. Alles logische Denken beruht auf einem ästhetischen Ge—
fühl, auf innerer Harmonie der Wirklichkeits- mit der Denkhemisphäre.
„Die Allgemeingültigkeit basiert auf der Gleichheit der Zell- und Neu—
roglie- und Blutumlaufsfunktion und dem allen Menschen gemeinsamen
Mechanismus der Nervenelemente, und die Widerspruchslosigkeit beruht
auf der Unmöglichkeit, durch die wildeste Phantasietätigkeit Einbrüche
und „Einfälle“ in ein allseitig geschlossenes Lichtreservoir der rechten
Gangliengruppe zu ersinnenist)“ Entsprechend basiert die Ethik auf der
„harmonie der Saftdrüsen“ und Herstellung der richtigen Hormone, da—
gegen sind „abnorme innere Organgifte“ die Quellen der Unsittlichkeit;
der Sympathikus aber ist die Empfangsstation für den Rhythmus des
Alls und auf dem von ihm ausgehenden Steuerungsgefühl beruht alles
vernünftige handeln.
Die letzten Ausführungen werden auf jeden, der nicht gewohnt ist,
zu jeder geistigen Kegung bestimmte, ihm selbst aber noch unbekannte
Erregungen gewisser zentraler Kindensphären hinzu zu halluzinieren,
einen seltsamen Eindruck machen. Vom Standpunkt der Logik und Ethik
wird man diesen Sätzen keinesfalls beistimmen können, denn das Inter—
esse dieser Wissenschaften beginnt erst dort, wo das Geistige in seiner
Eigenart in Frage kommt. Aber Kecht hat der hochverdiente, übrigens
nichts weniger als materialistisch gesonnene Autor darin, daß auch die
höchsten geistigen Funktionen für ihre Normalität auf die Normalität
der physiologischen Funktion angewiesen sind. Lebenselement des logi—
schen Denkens ist es, daß gewisse, nach Willkür festgesetzte Begriffs—
und Satzformen innerhalb des gleichen Urteilsprozesses mit unbedingter
Genauigkeit festgehalten und in ihrem gegenseitigen Verhältnis zuein—
ander bestimmt werden; ohne die Ideen der Gleichheit und Unveränder—
lichkeit kann hier kein Schritt getan werden. Die gleichen Ideen setzt
auch die Sittlichkeit voraus, zugleich aber bedarf sie des gesunden Wirk
lichkeitssinnes, des Verantwortlichkeitsgefühls und der Fähigkeit zur
Sympathie mit dem echt Menschlichen. Es besteht kein Zweifel darüber,
daß das Ichbewußtsein von Hause aus diese Fähigkeiten wohl der Anlage
nach in sich einschließt, daß aber die innere Geschlossenheit sowohl wie
das Solidaritätsgefühl der Pflege und der Entwicklung bedürfen.
Ebenso ist es sicher, daß durch ursprüngliche Entwicklungshemmungen
wie durch Krankheits- bzw. Vergiftungsprozesse Intelligenz, Willens—
energie und sittliches Gefühl stark herabgesetzt, ja zerstört werden
137) Gedankenmacht und hyiysterie, 20, S. 41.