Die belebte Natur als Teil der unbelebten. 611
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er den Organismus und seine organischen Teile als selbsttätige Cebens—
einheiten betrachtet, mag er auch prinzipielle Restriktionen machen.
Wir fügen, um das Verhältnis der belebten Natur zur unbelebten
abschließend zu charakterisieren, noch einige Worte über die erste Ent—
tehung des Lebens hinzuss). Wenn man, wie die heutige astronomische
Erkenntnis verlangt, in der Entwicklung der Erde Stadien einer hohen
Temperatur voraussetzt, in denen organisches Leben unmöglich ist, so
muß das bestehende Leben irgend wann einmal begonnen haben. Wir
können also Fechners Ideen?e) von einer ursprünglichen und universalen
Verbreitung des Lebens, aus dem die rohe, unbelebte Masse erst all—
mählich ausgeschieden sei, nicht beistimmen. Auch die Annahme, Lebens—
keime seien durch Meteore oder durch den Strahlungsdruck von frem⸗
den Weltkörpern zur Erde gebracht?), lassen wir ihrer großen Schwierig⸗
keiten wegen und weil sie das Problem nur zurückschiebt, beiseite. Dann
ergibt sich die notwendige Folgerung der Urzeugung, d. h. der Ent—⸗
stehung des Lebens aus der unbelebten Natur. In dieser Annahme
stimmt die meistverbreitete naturwissenschaftliche Theorie mit den reli—
giösen Schöpfungstheorien überein. Das Altertum nahm an dem Ge—
danken einer fortdauernden Urzeugung von Tieren aus dem Schlamm
der Gewässer oder aus faulenden Substanzen keinen Anstoß und ver—
mittelte ihn ziemlich künstlich mit dem Schöpfungsglauben?s). Die Wissen⸗
schaft beschränkte diese Vorstellung immer mehr, aber noch hHäckel hielt es
für leicht möglich, daß einfachste Lebewesen aus einer Ciweißlösung
direkt entstehen wie ein Kristall aus der Mutterlauge. Indes so hoff—⸗
nungsfreudige Stimmen sind heute selten geworden. Die bisher stets
erlebte Enttäuschung hat die meisten Sorscher in dieser Frage zu vor—
sichtiger Zurückhaltung veranlaßt. Man begnügt sich im allgemeinen
mit der Annahme, daß wenigstens in der freien Natur Urzeugung unter
den heutigen Naturverhältnissen nicht mehr vorkomme, sondern früheren
Epochen der Erde angehöre. In diesem Zurückgehen auf die Urzeit liegt
eine weitere Berührung mit dem Schöpfungsgedanken.
Der Unterschied zwischen Urzeugung und Schöpfung aber liegt
darin, daß die biologische Forschung, ihrer erkenntnistheoretischen Be—
grenzung gemäß, auf den Gottesgedanken verzichtet und verzichten muß,
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36) Einen guten Überblick über die neuere Diskussion bietet J. v. Wiesner,
Erschaffung, Entstehung, Entwicklung '16, namentlich S. 64—584. —
360) Ideen zur Schöpfung »75; ähnlich Preyer Maturwiss. Tatsachen und
Probleme 80)1.
50) Siehe oben 5. 419f. Zuerst begegnet die Idee bei E. H. Richter, Spr. 65.
38) Siehe oben 8S. 169.
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