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Die belebte Natur als Teil der unbelebten. 613
Für die Existenz solcher prädeterminierter Zusammenhänge, die man als
mögliche von den wirklichen unterscheiden muß, spricht auch die Chemie. Denn be—
kanntlich sind im Laboratorium bereits Tausende von chemischen Stoffen herge—
tellt, die sich in der Natur nicht finden, also nicht realisiert, wohl aber möglich
prädeterminiert) sind. Auch hat die Unabhängigkeit des Ganzen vom einzelnen
Atom eine Analogie in der bekannten Tatsache der Chemie, daß, namentlich in
omplizierteren Molekülen, gewisse Atome durch andre ersetzt werden können, ohne
daß eine merkliche Veränderung der Wirkungsweise und Qualität des Moleküls
hervortritt. Man wird für die kompliziertesten Moleküle, welche die Natur kennt,
Analoges in Anspruch nehmen dürfen. Es hat alle Wahrscheinlichkeit für sich,
daß von den Billionen von Eiweißarten, die es nach chemischen Theorien geben
kann, die „prädeterminiert“ sind, nur ein Teil in der Natur realisiert ist, und daß
weitere künstliche Realisationen möglich sind, denen dann eine entsprechend große
Zähigkeit in Aufrechterhaltung des Gleichgewichts, wie wir sie für die von der
Natur gebildeten Eiweißmoleküle voraussetzen müssen, eignen wird. Es liegt dann
nahe, das gleiche in noch höherem Maße von der an sich möglichen Mannigfaltig—
keit von Zellstrukturen und Sellvereinigungen anzunehmen. Die Idee von for—⸗
malen, einheitlichen SZusammenhängen, die über die einzelnen Stoffteile über—
greifen und sich doch zugleich durch sie realisieren, widerspricht also nicht den
exakten Wissenschaften, sondern wird durch sie nahegelegt. Nur der Übergang von
Molekülen zu einheitlichen und gesetzmäßigen Gemengen von solchen, wie es für
die Zellen charakteristisch ist, greift über den Bereich der in der Chemie unter—
suchten Gesetzmäßigkeiten hinaus, hat indes in den Gesetzmäßigkeiten der Misch—
kristallbildung immerhin eine gewisse Analogie, wie alle Struktur in der Kristall—
hildung. Auch darf man es als wahrscheinlich bezeichnen, daß bei der Bildung
hochkomplizierter „Moleküle“ die Neigung zur Bildung von etwas differenzierten
Molekülen und also zum Gemenge nahe verwandter, aber nicht identischer Stoffe
wächst. Das im Protoplasma vorhandene Eiweiß scheint überall ein Gemenge sehr
verwandter Stoffe darzustellen.
Die bisher angestellten rein hypothetischen Erwägungen dürften
immerhin die Denkbarkeit einer Kontinuität im Übergange von der
unbelebten zur belebten Natur in gewissen Grenzen erweisen. Aber
dieser Übergang selbst ist aus den bisher bekannten Kräften der un—
belebten Natur nicht verständlich zu machen. Die Chemie kennt keine
Stoffe, die die Fähigkeit zeigen, sich andre so zu assimilieren, wie es der
Organismus stetig tut; zu den Vorgängen des Wachstums“i) und der
Zeugung gibt es auf anorganischem Gebiete selbstverständlich keine
Parallele. Das Leib⸗-Seele-Problem ist in dem vorliegenden Gedanken—
gange überhaupt nicht angerührt worden. Über die realisierenden Fak—
toren einer Urzeugung ist ebenfalls nichts gesagt und kann auch nichts
gesagt werden, so lange unsere Chemie nicht imstande ist, Eiweißstoffe
synthetisch herzustellen, ihr Verhalten allseitig zu prüfen und mit dem
41) Immerhin vergleicht man die Tendenz des Kristalls, die nach Herzfeld
auch Eiweißmolekülen eignen soll, sich gleiche Moleküle anzulagern,