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Die Eigenart der relig. Sätze und ihr Verhältnis zur Metaphysik. 705
theoretisches Interesse daran haftet. Entscheidender Gegenstand aller reli—
giösen Erkenntnis ist die Gottesidee; man kann sie insofern ihren ein—
zigen Gegenstand nennen, als Welt, Mensch und Seele nicht für sich,
als profane Wirklichkeiten, sondern nur in ihrer Beziehung auf Gott den
Gegenstand religiöser Erkenntnis bilden, ja ohne ihn, der das höchste
Gut und die alles umfassende Kealität ist, überhaupt nicht als wirklich ge—
dacht werden können. Gebildet ist die Gottesidee ersichtlich nach dem
Schema der Ursächlichkeit, wozu ergänzend die Gesichtspunkte der Nega—
tion und der Überhöhung des Irdischen treten. Gottes Wesen selbst gilt
in allen geistigen Religionen, zumal in der christlichen, als unerkenn⸗
bar. Kants Dialektik ist im Grunde nur die logische Beweisführung für
diesen Satz. Alle empirische Realität, so wollen wir in unserer Weise
den Grundgedanken formulieren, beruht darauf, daß der Gegenstand in
der sinnlichen Anschauung, in Raum und Zeit, gegeben werden kann.
Eine solche Kealität kann natürlich nur sinnlichen Einzeldingen zukom—
men, nicht aber Gott, dem über Raum und Zeit und Sinnlichkeit schlecht⸗
hin erhabenen Wesen. Ist nun Gegenstand der Wissenschaft nur das in
Raum und Seit Erkennbare, so kann Gottes intelligible Realität nicht
Gegenstand wissenschaftlicher Erkenntnis sein.
Gibt es gleichwohl irgendeine Erkenntnis Gottes, die diesen Namen
verdient, so müssen doch alle Anschauungen, unter denen wir uns Gottes
Wesen oder die Art seines Wirkens vergegenwärtigen, weil sämtlich sinn—
lichen Ursprungs, notwendig inadäquat sein, also symbolischen Charakter
tragen. In dieser ihrer Sinnbildlichkeit ist die religiöse Sprache⸗s) mit der
dichterischen nahe verwandt; ihr Unterschied aber liegt darin, daß die
Religion die gemeinte Sache nie anders als bildlich zu erfassen vermag,
und darum Bild und Sache viel enger verbunden bleiben als in der
Poesie. Jedes durchschlagende, allgemein nachempfundene und aufgenom—
mene Bild bezeichnet eine Etappe in der Geschichte der KReligion und
bleibt so lange in Geltung, als ein neues treffenderes Bild noch nicht
gefunden ist. Meist empfindet der religiöse Mensch die Bildlichkeit seiner
gewohnten Sprache so wenig, daß er erst darauf aufmerksam gemacht
werden muß, um ihrer klar bewußt zu werden. Es liegt das daran, daß
er unter der bildlichen Form urkräftig die Sache spürt, die gesagt wer⸗
den soll, die impulsive Wucht jener Gefühls- und Willensbewegungen, die
den eigentlichen Inhalt des religiösen Erlebnisses bilden. Eben auf der
durch Gewohnheit gefestigten Verbindung der religiösen Werte (und son—
stigen Symbole) mit Stimmungen der Andacht, der Ehrfurcht, der seligen
Freude, der Zerknirschung, mit Regungen des Gewissens usw. beruht
29 Dazu vgl. Dietrich Graue, D. Religion des Geistes 03.
Titius, Natur und Gott.