Full text: Natur und Gott

Der Gottesgedanke in seiner Beziehung zur Naturwelt. 745 
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die Wahrheit des höchsten Wesens unmittelbar Gegenstand des religiösen 
Erlebens ist. Endlich faßt die Naturerkenntnis ihrer abstrahierenden Me— 
thode gemäß überhaupt nicht Beziehungen zum höchsten Wesen, sondern 
ausschließlich Beziehungen endlicher Dinge zueinander ins Auge; aber 
auch wenn man die Linien vom Endlichen zum Unendlichen durch Extra— 
polation der vorhandenen Erkenntnis auszuziehen versucht, werden diese 
sehr unsicher, während die Keligion dieser Beziehung unmittelbar inne 
wird. HAus allem folgt, daß die nNaturerkenntnis aus dem Ge— 
biete des Phänomenalenüberhaupt nicht heraustritt, 
auch nicht heraustreten kann oder will, während die 
Religion sich bewußt ist, in allerdings nur sinnbild— 
licher, anthropomorpher FSorm das Absolute selbst zu 
erkennen. 
Dann aber ergibt sich, daß die beiden Weisen der Erkenntnis doch 
trotz der Verschiedenheit ihrer Gedankenbildung nicht völlig unabhängig 
voneinander verlaufen können. Denn die religiöse Erkenntnis, sofern sie 
trotz ihrer symbolischen Art das höchste Wesen selbst in seiner Wahrheit 
erfaßt, muß schon um ihrer praktischen, das Leben erneuernden Art 
willen sich mit jeder andern wahren Erkenntnis verbünden und sie gleich— 
sam in ihren Bereich aufnehmen. Jede Erkenntnis gewinnt für den Glau— 
ben Offenbarungscharakter, sofern sie uns deutlich eine Linie des Weltge— 
schehens sehen läßt, in dem sich für den religiösen Menschen Gottes Kraft 
offenbart. Die wissenschaftliche Erkenntnis dagegen ist zwar auf ihrem 
GHebiete unbedingt autonom, aber da ihr Gegenstand, in letzter Tiefe ge— 
sehen, doch auch von Gott kommt und auf ihn hinweist, wird sie, wo 
infolge der Unübersichtlichkeit oder Unzugänglichkeit ihres Materials ihr 
CLeitfaden des Kausalgedankens abreißt, durch den Glauben ermutigt, die 
einfachste, sinnvollste, vernünftigste Lösung des Problems für die wahr— 
scheinlichste zu erachten und es mit ihrer Durchführung zu versuchen. Es 
ist schon davon die Rede gewesen, in wie hohem Maße dies teleologische 
Prinzip geholfen hat, die Lösungen zu finden und wie es stets von neuem 
sich bewährt. Auch die Wissenschaft würde ohne den Glauben an die Ver— 
nunft der Dinge ihre innerste Triebkraft einbüßen und einem matten 
Skeptizismus zur Beute fallen. Es bezeichnet nur die letzte Konsequenz 
dieses Gedankenganges, wenn die idealistische Philosophie überhaupt 
keine andern als geistig-vernünftige und darum in sich notwendige Prin— 
zipien anerkennt, wenn sie demgemäß der Idee eines nach solchen Maß— 
stäben in sich notwendigen Wesens ohne Zögern und mit innerer Not— 
wendigkeit (indem sie einfach sich selbst bejaht) Realität zuspricht, der 
Welt der Zufälligkeit dagegen Realität nur zugesteht, weil und insofern.
	        
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