Full text: Natur und Gott

62 Bedeutung der Natur für die Religion. 
stes Zacharias an Bonifazius enthalten sind. Wichtiger ist das Verbot der 
Tötung von Tieren, das in voller Allgemeinheit allerdings nur der 
Buddhismus aufgestellt hat, das sich aber in abgeschwächtem Maße, 
als Lob des Verzichtes auf Fleischnahrung, bis in die Antike und das 
Christentum hinein verfolgen läßt und in dem heutigen Vegetarismus 
fortwirkt. Die israelitische Auffassung wie auch die gemeinchristliche 
kennt die vom Buddhismus gezogenen Schranken nicht, aber sie gibt 
Gott einen tierliebenden Geist; er macht sich Sorge um das Gedeihen 
seiner Schöpfung, schafft auch dem wilden Getier Wasser in der Wüste 
und Speise zu ihrer Zeitso). Darum schreien auch die jungen Raben 
und Löwen zu ihmẽ). Noch mehr in die Nähe der primitiven totemi— 
stischen Gedanken werden wir geführt, wenn der Fromme im Bunde 
mit den wilden Tieren erscheint, während sie den Gottlosen zur Zucht— 
rute werdenoe). Zu den Segnungen der Endzeit gehört es, (wie in der 
totemistischen Gesellschaft), daß alle nutzbaren Tiere sich reichlich mehren 
und es gut haben. Die reißenden Tiere aber sollen weggeschafft wer— 
den?); poetischer noch sieht Jesaia den Löwen weiden und die Schlange 
sich von der Erde nähren, so daß ein heiliger Gottesfriede herrscht, wie 
einst im Gottesgartenẽ). Hier ist, wenn auch vorerst nur in Gedanken, 
eine mystische Symbiose des Menschen mit der ganzen Natur, vorab den 
Tieren, vollzogen, die von lebendigstem Naturgefühl zeugt. Aber es ist 
noch mehr als Naturgefühl, was hier spricht. Die ganze Schöpfung soll 
sich entsetzen und schaudern über Israels Abfall vom lebendigen Gott; 
himmel und Erde, Berge und Hhügel sollen frohlocken über Befreiung 
und Heimkehr des reuigen Volkes; die Zypressen und Zedern des Liba⸗ 
non sollen spotten über den Fall des Königs von Babylon; so wird das 
ganze All hineingezogen in Leid und Freude des Menschen?s). Ein Pau—⸗ 
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ein Echo seiner eignen Seufzer und ist voll von der Solidarität der 
ganzen Schöpfung mit dem Ergehen des Menschense). Mit dieser Idee 
„mystischer Zusammengehörigkeit“ haben wir, wie gesagt, die letzte Kon— 
s0) Vgl. 3. B. Gen. 8, 1; Jona 4, 11; Jes. 43, 20 vgl. mit Jer. 14, 5f. 
pj. n04. 147, 9. 
51) hiob 38, 41; ps. 104, 21; vgl. für die indische Vorstellung Tieles Kom— 
pendium der R. G. 4. Aufl. S. 346, sowie das Geber der Vögel, der Fische, des 
Wassers in einem Nychthemeron, das im Testamentum Adami enthalten ist GBezold, 
Sstudien f. Nöldeke s. 917 f.). 
52) Hiob 5, 27; Jer. 5, 6; Ape. 6, 8. 
58) hesek. 36, 11. 47,9. 34, 26. 28. 
54) Jes. 11, 0ff. 66, 25 vgl. Gen. 2, 19f. 7, 23. 
m Jerem. 2, 12; Jes. 49, 13; 55, 12; 14, 8. 
56) Röm. 8, 10ff. 
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