Full text: Verein Deutscher Ingenieure 1856 - 1926

Grashofs, diese beiden Männer in groß angelegter Zusammen- 
fassung der Versammlung über das erste Vierteljahrhundert des 
Vereins Rechenschaft ablegten. Das auch für den Verein größte 
Ereignis dieser Zeit war der Krieg gegen Frankreich 1870/71, 
aus dem die von den Ingenieuren so lang ersehnte Einheit 
Deutschlands hervorgegangen war. Der Reichsgründung folgten 
wenige Jahre größten Aufschwunges der gesamten Industrie, 
die mit einem ungeahnten und unerhörten Absturz endigten, 
Es folgten viele Jahre ernster entsagungsvoller Arbeit innerhalb 
der Technik und Industrie, bis zu Anfang der 90er Jahre 
wieder der Aufstieg eintrat. 
Mit seinen Hauptversammlungen war der Verein in dem 
Zeitabschnitt, der hier zu betrachten ist, von Düsseldorf nach 
Stettin, nach Kassel, Karlsruhe, Halle, Hannover, Aachen, 
Frankfurt am Main, München, Hamburg, Köln, nach Stuttgart 
gewandert. Diese Wanderversammlungen waren, das wurde 
klar erkannt, wichtige wirkungsvolle Veranstaltungen für den 
Verein und begannen, auch in der großen Öffentlichkeit zu wirken. 
Überall, wo der Verein hinkam, konnte er Zeugnis ablegen von 
der Wichtigkeit dieser Zusammenfassung geistiger Kräfte. 
Die angefangenen bereits gekennzeichneten Arbeiten wurden 
fortgesetzt. Neue bedeutsame Aufgaben kamen hinzu. Aus Ober- 
schlesien war die Anregung gekommen, einheitliche Walzkaliber 
nach Metermaß aufzustellen. Die Bildung von Vereinen zur 
Überwachung von Dampfkesseln wurde sehr gefördert. Be- 
sonders bedeutsam wurde ein Antrag des Westfälischen Bezirks- 
vereins aus dem Jahre 1871, der Verein solle Normalmaße für 
gußeiserne Muffen und Flanschenröhren und deren Formstücke 
aufstellen. Damit war das weitgehende und wichtige Gebiet der 
Normung beschritten. In der Patentfrage hatte der Verein mit 
seiner Arbeit eine wesentliche Unterstützung durch die Mitarbeit 
von Werner von Siemens erfahren, den der Verein zu seinem 
Ehrenmitglied aus besonderer Hochachtung um die Hebung des 
Ingenieurwesens ernannt hatte. Der Verein befaßte sich weiter 
mit Schutzmitteln an Motoren und Arbeitsmaschinen, mit dem 
Gewindesystem für scharfgängige Schrauben auf metrischer 
Grundlage, und vor allem wieder eingehend mit den deutschen 
technischen Hochschulen und mit der Verwendung von akade- 
misch gebildeten Technikern im öffentlichen Dienst. Die Fragen 
des Submissionsverfahrens und die Aufstellung von Honorar- 
sätzen für maschinentechnische und Ingenieurarbeiten wurden 
ebenfalls in das Arbeitsgebiet des Vereines aufgenommen. Sehr 
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