Full text: Das Deutsche Museum

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G. DE THIERRY, WASSERBAU, WASSERSTRASSEN UND HAFENBAU. 
„Da faßt’ ich schnell im Geiste Plan auf Plan: 
Erlange dir das köstliche Genießen, 
Das herrische Meer vom Ufer auszuschließen, 
Der feuchten Breite Grenzen zu verengen 
Und, weit hinein, sie in sich selbst zu drängen!“ 
In diesem Wunsche, dessen Erfüllung Faust als Abschluß seines Lebens erstrebt, 
dürfen wir eine Anerkennung Goethes für die Wichtigkeit aller wasserbaulichen 
Aufgaben erblicken. 
Aus dem Zusammenwirken des Meeres und der Sonne, durch die Verdunstung, 
entstehen die Wolken, aus welchen dann in Gestalt von Niederschlägen das für Trink- 
zwecke, Bewässerung, Kraftgewinnung, Binnenschiffahrt usw. erforderliche Wasser 
der Erde zugeführt wird. Schon frühzeitig hat man die Beziehungen zwischen 
Wasserhöhe (Pegelstand) und Wassermenge erkannt. In Ägypten bedeutete vor 
Jahrtausenden, wie heutigen Tags, das Ausbleiben des Nilhochwassers Mißernte 
und Hungersnot. In anderen Ländern verfolgt der Mensch, dessen Heim, dessen 
ganzes Hab und Gut von den immer weiter steigenden Wasserfluten bedroht werden, 
wie das Wasser sich dem bisher erreichten höchsten Stand nähert mit der bangen 
Frage, ob dieser Stand nicht vielleicht überschritten werden wird. So sind die ersten 
Pegel entstanden. 
Als den Begründer unseres heutigen Pegelwesens müssen wir den ägyptischen 
König Amenemhat IL1., den Schöpfer des ersten, selbst für unsere heutigen Begriffe, 
riesenhaften Stausees, des Mörissees, ansehen. An den Felswänden des Niltals in 
Nubien ließ er, vor 4000 Jahren, alljährlich die Überschwemmungshöhe des Nils 
verzeichnen. 
An der Hand dieser Aufzeichnungen ist festgestellt worden, daß das an dieser 
Stelle in kristallinischem Gestein ausgehöhlte Bett des Nils sich, im Laufe von 
1000 Jahren, um etwa acht Meter vertieft hat. Außer einem zur Zeit der Pharaonen 
auf der Insel Elephantine bei Assuan, also 945 km südlich von Kairo, errichteten 
regelrechten Pegel wurden auch auf der Insel Rodah bei Kairo und an fünf Zwischen- 
stellen Pegelbeobachtungen angestellt. 
Den gewaltigen Fortschritt des Pegelwesens erkennt der Besucher des Museums, 
wenn er die alten Skalenpegel mit den selbstschreibenden und mit elektrischer Fern- 
meldung ausgestatteten Pegeln vergleicht. 
Neben der Kenntnis der verschiedenen Wasserstände und ihrer Dauer bildet die 
Kenntnis der Wassermengen, die bei den verschiedenen Wasserständen zum Ab- 
fluß kommen, die Grundlage für die Lösung aller technischen Aufgaben des Wasser- 
baues. Die Entwicklung der Hilfsmittel zur Messung der Stromgeschwindigkeit setzt 
verhältnismäßig spät ein, weil selbst die Verwendung von Schwimmern, den ein- 
fachsten Apparaten zur Ermittlung der Stromgeschwindigkeit, genaue Zeitmessungen 
voraussetzt. Die Herstellung der Sekundenuhr mußte daher vorangehen. Außer 
Schwimmern weist die Sammlung Pitotsche Röhren zur Messung der durch Strom- 
geschwindigkeit erzeugten Geschwindigkeitshöhe und Woltmannsche Flügel ver- 
schiedener Bauart auf. 
Die Ergebnisse hydrotechnischer Beobachtungen und Messungen werden in 
hydrographischen Karten dargestellt. In welcher Weise diese Darstellungen, den 
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